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Hochwasser-Überschwemmungsgebiet

Antwort zur Anfrage Nr. IV/F 383 vom 04.06.2007

Die Anfrage stellte Stadtrat T. Zeitler, CDU-Fraktion

Ausweisung des Wohngebietes Schleußig ab 01.01.2007 als
Überschwemmungsgebiet nach dem Sächs. Wassergesetz §§ 100,100a und in
Anwendung des § 31b Abs.4 u.6 WHG n.F.

1. Februar 2011 - Vortrag über Hochwasserschutz in Schleußig


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 10. November 2017
© Leipziger Volkszeitung

Palmgartenwehr: Experten stellen Schäden am Ufer fest

Hochwasserschutz in Leipzig

Niedrigwasser seit Dienstag in der Weißen Elster und im Elsterflutbett in Leipzig – Grund dafür war eine Funktionsprobe des Palmgartenwehrs. Der jährliche Routine- Check der Landestalsperrenverwaltung (LTV) dient dem Hochwasserschutz und wurde gestern abgeschlossen. Das rund 100 Jahre alte technische Wehr ist existenziell für den Hochwasserschutz; es reguliert den Durchfluss aus der Weißen Elster und dem Elsterflutbett. Die gute Nachricht: Das Wehr funktioniert einwandfrei. „Die Antriebsketten haben ausreichend Zugfestigkeit“, sagte Axel Bobbe von der LTV. Im Ernstfall könne genügend Kraft auf die Walzen übertragen werden. Auch der Rostschutz sei ausreichend, das ergaben die Begutachtung durch Ingenieure sowie die Daten aus dem Überflug mit einer Drohne.

Gleichzeitig haben Experten die Uferbereiche begutachtet und Schäden entdeckt. Besonders flussaufwärts in Richtung Schleußiger Weg und Brückenstraße gebe es große Schlammbänke, so Bobbe. „Da müssen wir in den kommenden Monaten aktiv werden.“ Mit Baggern soll die Uferlinie wieder so hergestellt werden, dass der Durchfluss auch in Zukunft funktioniert. Die Sanierung kann mittelfristig erfolgen, soll in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden.

Die Kosten für diese Einsätze sind enorm. Bobbe geht von Investitionen in Höhe von mehr als einer Million Euro aus. Vor allem die Entsorgung der mit Schwermetallen und anderen Stoffen belasteten Sedimente sei teuer. Erst nach einer Trocknungsphase in Absetzbecken könne der Schlamm auf Lkw geladen und dann auf einer Deponie entsorgt werden.

Bei dem Niedrigwasser sind zudem Schäden sichtbar geworden, die auf das Hochwasser 2013 zurückgehen. Zwischen Palmgartenwehr und Rennbahn sind die Böschungsbefestigungen zum Teil beschädigt und müssen repariert werden.

Evelyn ter Vehn

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 3. März 2016
© Leipziger Volkszeitung

Gefahr für Leipzig wird künftig hier gemessen

Rund anderthalb Jahre nach Freigabe der neuen Brücke über die Weiße Elster bei Zitzschen wird keine zehn Meter entfernt wieder an der Böschung gearbeitet. Der Tagebausanierer Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) baut dort eine neue Pegelmessstelle.

Der Grund: "Seit vor fast drei Jahren das Einlaufbauwerk Zitzschen in Betrieb genommen wurde, kann im Hochwasserfall zwar Elster-Wasser in den Zwenkauer See abgeschlagen werden, aber es gibt danach keine genauen Angaben mehr über den weiteren Flussverlauf", erklärt LMBV-Sprecherin Claudia Gründig. Noch immer sei der etwa zwei Kilometer oberhalb gelegene Hochwassermeldepegel Kleindalzig maßgebend. Um aber die Gefahr und Größenordnung einer weiterführenden Flut richtig einschätzen zu können, sei die Pegelmessstelle Zitzschen notwendig.

"Durch die Kombination beider Pegel sind künftig aussagekräftige Angaben zur Hochwassergefahr der Weißen Elster flussabwärts möglich", sagt Gründig. Per Fernübertragung würden die Daten an die Experten der Landestalsperrenverwaltung (LTV) gesendet und dort ausgewertet. Wertvolle Informationen, die bei der Jahrhundertflut im Juni 2013, als das Hochwassereinlaufbauwerk Zitzschen seine erste Bewährungsprobe hatte, fehlten. Damals wurden über das vier Wochen zuvor übergebene Einlaufbauwerk rund 20 Millionen Kubikmeter Elster-Wasser in den Zwenkauer See geleitet und Leipzig vor einer Katastrophe bewahrt.

"Bis Ende April werden die obere und untere Pegeltreppe mit Pegellatte zum Ablesen der Wasserhöhe, ein Radarsensor an der Brücke sowie eine hydrostatisch wirkende Drucksonde an der unteren Pegeltreppe montiert", erläutert Gründig. Ausführende Firma sei im Auftrag des Bauherrn LMBV die Leipziger Umwelttechnik & Wasserbau GmbH. Finanziert wird das rund 140 000 Euro schwere Projekt mit Mitteln zur Braunkohlegrundsanierung. Betreiber werden die LTV und die Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft sein. Ulrike Witt


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 26. November 2014
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Hochwasserschutz: Experten warnen vor Überschwemmungen an der Parthe

Zoo wäre im Ernstfall besonders gefährdet / Rathaus hofft auf Fördermittel aus Dresden

Von Andreas Tappert

Leipzigs Hochwasserschutz ist noch längst nicht perfekt - vor allem an der Parthe und dort am Zoo drohen größere Überschwemmungen, wenn die Pegel steigen. So lautet das Fazit einer Podiumsdiskussion, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen hatte. Ein neues Warnsystem für die Bürgerschaft müsse angeschafft werden, hieß es.

Umweltamtsleiterin Angelika Freifrau von Fritsch teilte mit, dass das Auffangbecken Zwenkauer See die Stadt Leipzig nicht vor allen Überschwemmungen schützen kann. Bei der letzten Hochwasserwelle im Juni 2013 sei dort zwar die Maximalmenge Wasser von 130 Kubikmeter pro Sekunde abgeleitet worden, aber dennoch seien weitere 470 Kubikmeter je Sekunde durch die Stadt geflossen. Leipzig müsse deshalb bei Hochwasser auch künftig die Burgaue fluten und hoffen, dass nicht noch mehr Wasser als 2013 anrollt. "Unsere Schutzmaßnahmen sind nur auf ein 150-jähriges Hochwasser ausgelegt", betonte sie. "Bei einem 151-Jährigen werden wir Sandsäcke aufschichten müssen."

Noch größer sind die Gefahren, die von der Parthe ausgehen. Dort lassen vor allem räumlich begrenzte Starkregenfälle die Pegel steigen. "Wenn in der Parthe ein 50-jähriges Hochwasser auftritt, müssen im Leipziger Zoo schon Sandsäcke gestapelt werden", warnte die Amtsleiterin - und Branddirektor Karl-Heinz Schneider verwies auf die geringe Vorwarnzeit für Überflutungen nach plötzliche Starkregen. "Keine Feuerwehr der Welt ist in der Lage, in dieser Zeit einen Zoo zu evakuieren", sagte er. Deshalb werde jetzt ermittelt, welche Stellen des Zoos besonders gefährdet sind und welche technische Infrastruktur sowie gefährliche Tiere dann von den Fluten betroffen wären. Um das notwendige Geld für einen besseren Schutz zu akquirieren, werde Leipzig demnächst in Dresden um Fördermittel bitten, so von Fritsch. Zuhörer wie der ehemalige Leipziger Bundestagsabgeordnete Rainer Fornahl (SPD) forderten, Leipzig müsse politisch "intensiven Druck" ausüben, um seinen Hochwasserschutz zu verbessern. Neben der Parthe müsse auch der Oberlauf der Weißen Elster besser befestigt und über den Bau eines größeren Rückhaltebeckens bei Pegau nachgedacht werden. Hausbesitzer fühlten sich von der Stadt nicht ausreichend darüber informiert, wie sie ihre Häuser vor Hochwasser schützen können. Die Amtsleiterin will jetzt Informationsveranstaltungen mit Experten im Umweltinformationszentrum anschieben.Branddirektor Schneider forderte ein besseres Warnsystem. Die früher eingesetzten Sirenen seien nach der Wende abgebaut worden, sagte er. Inzwischen gebe es Nachfolgemodelle, die nicht nur Warntöne abgeben, sondern auch für differenzierte Durchsagen in den einzelnen Stadtgebieten genutzt werden können. In Dresden werde so ein System mit Hilfe eines Förderprogrammes des Freistaates aufgebaut. "Das muss auch für Leipzig möglich sein", so Schneider.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22. November 2014
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Experten diskutieren Hochwasserschutz

Leipzig ist mit seinen Flüssen schon immer einer großen Hochwassergefahr ausgesetzt. In der Vergangenheit wurden Gewässer ausgebaut, Flutsysteme geschaffen, Gefahrenkarten angelegt. 2013 war die Situation ernst: Katastrophenalarm, das Wasser stand nur wenige Zentimeter unter der Deichkrone. Der Zwenkauer See verhinderte Schlimmeres.

Wie steht es heute um wirksamen Hochwasserschutz und welche Maßnahmen sind geplant? - Diese Frage steht am Montag im Mittelpunkt eines Podiums der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bei Info-TV (Friedrich-List-Platz 1) diskutieren ab 18 Uhr: Branddirektor Karl-Heinz Schneider, Umweltamtsleiterin Freifrau Angelika von Fritzsch, Uta Stange (Flutschutzexpertin der Landesdirektion), SPD-Fraktionschef Axel Dyck und Tobias Hönemann vom Bürgerverein "Initiative Schleußig".

lvz

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 29. Oktober 2014 (Printausgabe)
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Betriebsauslass geht Ende des Jahres in Probebetrieb

Zwenkauer See: Hochwasserschutz-Baustelle liegt laut LMBV im Zeitplan

Von Ulrike Witt

Zwenkau/Leipzig. Nach knapp anderthalb Jahren gehen die Bauarbeiten am Betriebsauslass des Zwenkauer Sees bei Hartmannsdorf in die letzte Phase. Gestern Morgen schwebte per Kran ein Rechen ein, der Treibgut von der Weißen Elster fernhalten soll. Zudem wurden unter den Augen etlicher Fachleute die vier, bereits im Sommer eingebauten Tore auf ihre Dichtigkeit geprüft. "Wir liegen voll im Zeitplan", versicherte Projektmanager Gerd Pöthe vom Tagebausanierer Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV). "Der Stahlbetonbau für die 100 Meter langen zweizügigen Rahmendurchlässe zur Weißen Elster ist abgeschlossen, der Wasserbau in der Komplettierung", erläuterte seine Kollegin Jutta Baltz. Die Firma Alltec sei bereits mit der Montage der Steuer- und Regeltechnik beschäftigt. Ende des Jahres werde der Probebetrieb aufgenommen. "Danach sind wir für den Ernstfall gerüstet", betonte Baltz.

Der Ernstfall wäre ein Jahrhunderthochwasser wie es die Region im Juni 2013 erlebt hat. Damals rettete der noch nicht fertig gestellte Zwenkauer See die Stadt Leipzig und den Norden bis nach Halle vor der ganz großen Katastrophe. Zirka 20 Millionen Kubikmeter Elster-Wasser wurden in weniger als 48 Stunden über das drei Wochen zuvor übergebene Hochwassereinlaufbauwerk Zitzschen in das Tagebaurestloch abgeleitet (die LVZ berichtete). Der Pegel stieg dadurch um gut zwei Meter. Da sich der Zwenkauer See noch in Flutung befindet, war das kein Problem. Spätestens wenn der mittlere Endwasserstand von 113,5 Metern über Normalhöhennull erreicht ist (aktuell: 111,7), braucht der Hochwasserspeicher, der dann über ein Rückhaltevolumen von 18,5 Millionen Kubikmeter verfügen wird, zur Bewirtschaftung laut Hochwasserschutzkonzeption zwei Abläufe: den Betriebsauslass Weiße Elster und den Harthkanal, die Verbindung zum Cospudener See.

"Über den Betriebsauslass Weiße Elster mit seinem 370 Meter langen, naturnah gestalteten Zulaufgraben und einem 50 Meter langen Auslaufgraben kann eine Hochwasserlamelle künftig binnen 21Tagen unterhalb der Gefällestufe Hartmannsdorf in die Elster abgeleitet werden", erklärte Baltz. Ist 2018 auch der Harthkanal fertig - Baubeginn soll im Frühjahr 2015 sein -, kann im Fall eines 150-jährigen Hochwassers der Ablauf der Weißen Elster durch den Umweg über den Zwenkauer See planmäßig um insgesamt 130 Kubikmeter pro Sekunde reduziert werden.

Die Kosten für den Betriebsauslass belaufen sich auf rund 5,5 Millionen Euro, finanziert über das Verwaltungsabkommen zur Bergbausanierung. Bereits freigegeben wurde vergangene Woche die wieder hergestellte Straße "Zur Weißen Mark", die vor der Baumaßnahme verlegt worden war.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 24. Oktober 2014 (Printausgabe)
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Einzigartiger Hochwasserschutz

Ortschaftsräte treffen Wasserwirtschafter am Ersatzneubau des Knauthainer Wehrs an der Weißen Elster

Von Cornelia Lachmann

Knauthain. Da hatte Markus Freygang dann doch zu viele Helme und Schutzwesten nach Knauthain mitgebracht. Der Betriebsteilleiter der Landestalsperrenverwaltung (LTV) für das Weiße-Elster-Gebiet war am Mittwochnachmittag mit Axel Bobbe, Betriebsleiter Elbaue/Mulde/Untere Weiße Elster bei der LTV, ans Verteilerbauwerk gekommen, um den Ortschaftsräten von Hartmannsdorf, Knautnaundorf und Rehbach sowie Anwohnern den aktuellen Stand der Bauarbeiten zu erläutern. Statt eines Ansturms auf den einmaligen Baustellenbesuch, trafen sich nur eine reichliche Hand voll Räte und Bürger am Baucontainer der Projektverantwortlichen Karla Heinze.

"Bestes Wasserwirtschaftswetter", entschuldigte Bobbe nicht nur sein Zuspätkommen, sondern lieferte wohl zugleich den Grund für die kleinen Kreis. Wetterdienst-Warnungen vor Stark- und Dauerregen hatten den Experten aufgehalten. "Am Wochenende werden wir das hier bereits zu spüren bekommen", so Bobbe.

Allerdings noch ohne Konsequenzen für das Verteilerbauwerk im Leipziger Südwesten. Dort wird am Wochenende erst einmal die Hydraulik erwartet, mit deren Hilfe künftig das Wehr bei Bedarf bewegt werden soll. "Wir sind hier an einer unserer größten Baustellen dieses Jahres", betonte Bobbe. Rund zehn Millionen Euro würden in diesen von der Europäischen Union geförderten Ersatzneubau gesteckt, sagte er. Ohnehin habe die LTV 2014 einen enormes Pensum zu stemmen: "Vorhaben für 110 Millionen Euro - das ist anderthalb mal soviel wie sonst - sind zu schaffen."

In Knauthain, wo beim jüngsten Hochwasser die Weiße Elster schon verdammt nah an die Grundstücke der Straße am Elsterbogen gekommen war, wird das Mitte der 1970er-Jahre errichtete Wehr zurzeit ertüchtigt. Anfang der 90er-Jahre sei schon einmal investiert worden, aber das sei nicht genug gewesen. "Abriss und Neubau waren für uns jetzt wirtschaftlicher", sagte Bobbe. In seiner Abmessung und Wirkung sei das Bauwerk nahezu unverändert. "Allerdings wird es jetzt einzigartig in Sachsen sein, denn es bekommt ein Hydraulikaggregat, das das Wehr betreibt."

Momentan fließt die Weiße Elster noch um die Baustelle herum. Der Umfluter gewährleiste den Hochwasserschutz, hieß es. Dabei würden momentan jedoch nur 50 Kubikmeter Wasser pro Sekunde Richtung Leipzig fließen. Die Wasserhaltung habe laut Bobbe viel Geld gekostet, eine siebenstellige Summe. "Aber alles hat super geklappt", lobte er. Die Fertigstellung soll noch dieses Jahr erfolgen "Die Finanzierung ist gesichert." Mit dem neuen Wehr würden dann 90 Kubikmeter Weißen Elster pro Sekunde das Wehr passieren. Ende Oktober beginne die Funktionsprüfung, so die Projektverantwortliche. Ende November werde der Umfluter zurückgebaut und bis Jahresende auch das Gelände im Umfeld wieder hergerichtet.

Überwacht wird das Wehr in Zukunft aus der Ferne, im Ernstfall jedoch per Hand gesteuert. Hydraulik und Notstromaggregat sind in kleinen Häuschen neben dem Bediensteg untergebracht, denn "bei Hochwasser fällt in der Regel der Strom aus und da ist es wichtig, eine Alternative zu besitzen", so Bobbe.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 8. April 2014 (Printausgabe, Seite 13)
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Elsterhochflutbett - Deiche sind intakt

Die Sanierung der Deiche am Elsterhochflutbett ist abgeschlossen. Wie die Landestalsperrenverwaltung gestern mitteilte, wurde auf einer Länge von fast fünf Kilometern die Innendichtung der Schutzanlagen erneuert. Die Instandsetzung verschlang rund vier Millionen Euro (die LVZ berichtete). Das Hochwasser im Juni 2013 hatte die Deiche des Elsterfhochflutbettes, das die umliegenden Stadtteile vor schweren Überschwemmungen bewahren soll, stark beschädigt.

lvz

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 20. Februar 2014 (Printausgabe, Seite 15)
© Leipziger Volkszeitung

Elsterhochflutbett: Deiche wieder in Form

Wichtige Etappe bei Hochwasserschutz steht vor Abschluss

Seit dem Hochwasser vom Juni 2013 stand es schlecht um den Flutschutz der Stadt, doch in Kürze darf sich Leipzig wie- der etwas sicherer fühlen: Die Sanierung der Deiche entlang des Elsterhochflutbettes tritt in ihre letzte Phase, die elementaren Arbeiten an den sogenannten Dichtwänden aus Beton sind bereits so gut wie erledigt.

Axel Bobbe atmet in diesen Tagen tief durch. Und blickt dankbar zum Himmel und aufs Thermometer. Wie der Leiter des Betriebes Elbe/Mulde/Untere Weiße Elster der Landestalsperrenverwaltung (LTV) in Rötha auf LVZ-Anfrage mitteilte, sind die Arbeiten am Hochflutbett planmäßig und dank der milden Witterung ohne Probleme vonstattengegangen. "Wir hatten in Petrus einen starken Partner", ist Bobbe erleichtert. Bis Ende März/Anfang April seien zwischen dem Verteiler Knauthain und der Brückenstraße nur noch Böschung und Deichkronen in Ordnung zu bringen. Die Hochwasserschadensbeseitigung kostet rund vier Millionen Euro. Das Geld zahlt der Freistaat Sachsen.

Wie berichtet, waren bei der Flut im Juni vorigen Jahres durch das 4750 Meter lange Elsterhochflutbett zwischen dem Verteiler in Knauthain und dem Übergang zum Elsterflutbett in Großzschocher sekündlich 470 Kubikmeter Wasser geströmt. Die Deiche entlang der "Überlaufrinne" westlich des Cospudener Sees und östlich der Weißen Elster hatten auf einer Länge von insgesamt acht Kilometern einem enormen Druck Stand zu halten. Hunderte Bundeswehrsoldaten und unzählige Freiwillige halfen in dieser kritischen Phase, die Dämme mit Sandsäcken zu stabilisieren. Der extrem hohe Pegelstand über mehrere Tage weichte die Erdwälle auf. Das Wasser, das rückseitig austrat, spülte Sand aus den Deichen. Die Kronen senkten sich. Auch die anschließende Hitzeperiode setzte dem Schutzsystem zu. Aufgrund der raschen Austrocknung bildeten sich zum Teil erhebliche Risse. Im Herbst, als die Instandsetzungsmaßnahmen mit der Errichtung von Baustraßen begannen, hatte Betriebsleiter Bobbe mit Sorge auf den Jahreswechsel geblickt. "Wenn jetzt nur ein Viertel der Menge des Juni-Hochwassers auf Leipzig zurollt, bekommen wir Probleme", warnte Bobbe im November 2013 in der LVZ.

Nach der jüngsten Flut hatte es zwischen Landestalsperrenverwaltung und Stadt Leipzig zunächst eine Kontroverse um die Baugenehmigung gegeben. Für einen 500 Meter langen Deichabschnitt südlich der Brückenstraße bestanden seitens der Unteren Naturschutzbehörde im Rathaus Bedenken wegen der möglichen Beeinträchtigung geschützter Arten. "Die Kommune war damals nicht im Unrecht, aber sie hat die formelle Seite für unseren Geschmack etwas überstrapaziert", erläutert Bobbe. Nachdem die Landestalsperrenverwaltung sämtliche Bedenken ausgeräumt hatte, gab es Ende Oktober das ersehnte grüne Licht aus dem städtischen Amt für Umweltschutz. "In den Landkreisen, die auch vom Hochwasser betroffen waren, ist das alles etwas unkomplizierter gelaufen." Eine wichtige Rolle beim Hochwasserschutz für den Raum Leipzig nimmt auch in Zukunft der Zwenkauer See ein. Anfang Juni 2013 war das Flutungsbauwerk in Zitzschen geöffnet worden, woraufhin sich 20 Millionen Kubikmeter Weiße-Elster-Wasser in das Tagebaurestloch ergossen.

Die Pläne sehen vor, dass der Zwenkauer See nach einer dramatischen Lage ähnlich der im vergangenen Jahr die aufgenommenen Wassermassen innerhalb von sechs bis acht Wochen wieder abgibt, "um dann als Speicher einmal mehr zur Verfügung zu stehen", sagt Bobbe. Eine wichtige Rolle spielen dabei drei Hochwasserschutzbauwerke in der Umgebung des Sees. Von diesen existiert bislang nur das Zitzschener Wehr. "Das riesige Auslaufbauwerk bei Hartmannsdorf befindet sich gerade im Bau. Ende 2014 soll es betriebsbereit sein." Zwei große Betonröhren, mehrere hundert Meter lang, dienen der zügigen Entleerung des künstlichen Sees, dessen endgültiger Wasserspiegel bekanntlich noch gar nicht erreicht ist. Zudem ist die Errichtung eines dritten Bauwerks vonnöten, um das überschüssige Grundwasser, das ein vollgelaufener Zwenkauer See produziert, in den Griff zu bekommen. "Alles das wird nach Vorstellungen des Bergbausanierers LMBV nicht vor 2018 fertig sein", so Bobbe.

Der optimale Flutschutz lässt also noch ein wenig auf sich warten. "Fürs Erste können wir uns trotzdem ein Stückchen zurücklehnen, denn für den Fall, dass in diesem Jahr wieder eine Welle kommt, gibt es im Zwenkauer See immer noch genügend Stauraum. Und wenn ab 2015 das Auslaufbauwerk bei Hartmannsdorf steht, kann das Wasser, das wir in den See leiten, jederzeit wieder abfließen", sagt der LTV-Mann. Für ein Hochwasser, wie es alle 150 Jahre vorkomme, sei Leipzig dann ausreichend geschützt.

Dominic Welters

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 1. Februar 2014 (Printausgabe, Hauptseite/Seite 15)
© Leipziger Volkszeitung

50 Millionen Euro für Flutschutz: So bleibt Leipzig trocken

Mehr Rückhalteräume, neue Polderflächen und Deiche: Stadt plant ehrgeiziges Programm bis 2025

Leipzig. Neue und sanierte Deiche, viel mehr Rückhaltebecken als bisher und der Abriss von Gewässerhindernissen: Leipzig will bis zum Jahr 2025 knapp 50 Millionen Euro investieren, um sich vor Hochwasser zu schützen. Dazu legt die Stadt ein ehrgeiziges Programm zur Finanzierung von Flutschutzmaßnahmen neu auf.

Von Felix Kretz

Die Stadt hat ihre Lehren aus der Hochwasserkatastrophe von Juni 2013 gezogen - und klotzt jetzt beim Flutschutz. "Der Gesamtumfang aller Maßnahmen liegt bei 48,12 Millionen Euro", kündigte Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) gestern an. Die Verwaltung rechnet dabei mit Fördergeldern zwischen 50 und 75 Prozent für die meisten Investitionen. Rosenthal plant insgesamt Zuschüsse in Höhe von etwa 25,5 Millionen Euro bis 2025 fest ein. Den Rest will die Kommune aus eigenen Mitteln stemmen - eine Herkulesaufgabe für die notorisch klamme Stadtkasse. "Hochwasserschutz ist eine enorme Herausforderung, auch für den Haushalt", räumt der Umweltbürgermeister ein. "Aber erfolgreicher Hochwasserschutz ist eben nur möglich, wenn man neben dem notwendigen technischen Schutz durch Deiche auch einen natürlichen Rückhalt in den Gewässern und Auen ermöglicht."

Und so will Leipzig bei künftigen Fluten trockene Füße behalten: Im Gefahrenfall sollen neue sowie sanierte Deiche, mobile Hochwasserschutzsysteme, Rückhaltebecken und Talsperren einen wirksamen Schutz gewährleisten. Andererseits sollen die Gewässer mehr Platz zur Ausbreitung bekommen. Und: Durch Entschlammungen, die Öffnung ehemals verrohrter Gewässer sowie den Abriss von gewässerbehindernden Barrieren soll der Zustrom großer Wassermengen in die Stadt verhindert werden. "Als Stadt konzentrieren wir uns auf Gewässer erster Ordnung", sagt Rosenthal. Damit sind gemeint: die Weiße Elster einschließlich ihrer Flutbetten, Neue Luppe und Kleine Luppe, Parthe, Nahle, Pleiße einschließlich der Flutbetten sowie das Elsterbecken. Für diese Gewässer mit einer Gesamtfließlänge von rund 51 Kilometern hat das Land Sachsen bereits im Jahr 2004 verbindliche Hochwasserschutzkonzepte entworfen. Leipzig arbeitet derzeit an der Umsetzung dieser Vorgaben aus Dresden.

Erste Erfolge sind bereits am Elsterhochflutbett sichtbar. Die Deiche dort waren nach der jüngsten Flut im vergangenen Sommer stark beschädigt worden. Sie sollen neben den Deich-Verteidigungswegen nun bis Ende Februar komplett ausgebessert sein.

Auf heftige Kritik von Naturschützern stößt dagegen der gerade begonnene Umbau des Nahle-Auslassbauwerks. Umweltverbände befürchten die ­Austrocknung der benachbarten Burgaue und in der Folge schwere Naturschäden. Unter Beschuss steht vor allem Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU). Der Leipziger Auwald-Verein Nukla forderte ihn auf, das 3,5 Millionen teure Bauprojekt zu stoppen.

LVZ - Seite 15

Leipzig bessert bei Hochwasserschutz nach

Kommune schnürt Aufgabenpaket für rund 239 Kilometer Flüsse, Bäche und Gräben

Die Kommune muss eine Menge Geld in die Hand nehmen, um die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen in die Tat umzusetzen. Verständlich, erweist sich der Aufgabenkatalog doch als überaus komplex. Eine ernste Bewährungsprobe sieht Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) für das Frühjahr allerdings nicht. Witterungsextreme bleiben bislang aus.

Rund 239 Kilometer Flüsse, Bäche und Gräben durchziehen das Leipziger Stadtgebiet. Die Bürokratie unterscheidet dabei zwischen Gewässern erster und zweiter Ordnung. Bei dem mittelfristigen Programm zur Finanzierung von Flutmaßnahmen der Kommune geht es vorrangig um Gewässer erster Ordnung. Die Stadt will also durch Sohlberäumungen, Entschlammungen, die Öffnung von Rohren sowie den Rückbau von sogenannten gewässerbehindernden Einbauten dafür sorgen, dass Weiße Elster, Pleiße und Parthe nicht mehr Wasser aufnehmen müssen, als nötig. "Die Deiche im südlichen Auwaldbereich am Elsterhochflutbett sind in Arbeit", so Rosenthal. Bis 2016 soll zudem an der Herstellung des Betriebsauslasses Zwenkauer See gearbeitet werden.

Gewässer zweiter Ordnung sind etwa der Karl-Heine-Kanal, Nördliche und Östliche Rietzschke sowie Zschampert. Für die insgesamt 94 Fließ- und 130 Standgewässer sind zahlreiche Maßnahmen vorgesehen (siehe Kasten), die es umzusetzen gilt. Obwohl demnach noch viel zu tun bleibt, hat Leipzig wenig zu befürchten, wenn es taut. Rosenthal: "Bis jetzt müssen wir nicht mit Frühjahrshochwasser rechnen, sind dafür aber gerüstet." Im Ernstfall würden die Deiche halten.

Felix Kretz

Der Maßnahmen-Katalog im Überblick

Anlage, Ausbau und Ertüchtigung von Retentionsflächen (Polder)

  • Instandsetzung des Regenrückhaltebeckens am Heidegraben;
  • Sanierung des Ablaufbauwerkes am Stauteich Lößnig-Dölitz;
  • Bau einer Retentionsfläche an der Nördlichen Rietzschke;
  • Anlage von vier Retentionsflächen im Lösegrabensystem;
  • Entschlammung einer Teilfläche des Hochwasserschutzbeckens Sellerhausen.

Stauraumerhöhung

  • Herstellung einer Sohlschwelle in der Östlichen Rietzschke mit Anbindung des Parkteiches Stünz;
  • Entschlammung des Sommerfelder Grabens, des Bahngrabens in Lützschena und des Bauerngrabens;
  • Öffnung des Windorfer Augrabens;
  • Entfernung der Betonrinne im Knauthainer Elstermühlgraben;
  • Sohlangleichungen im Lösegraben- system;
  • Grundberäumung des Zauchgrabens, des Schaukelgraben und des Hohen Grabens.

Zusätzliche Ableitungen zur Hochwasserentlastung

  • Ersatzneubau eines Durchlasses im Oberen Gewändegraben und eines Durchlasses im Lösegraben (Heiterblickallee);
  • Herstellung einer Hochwasserschutzanlage zwischen Pösgraben und Kiesgrube;
  • Ersatzneubau von sechs Durchlässen im Lösegrabensystem und im Unteren Gewändegraben;
  • Rückbau von fünf Rohrdurchlässen in der Alten Luppe;
  • Öffnung des Krebsgrabens;
  • Bau eines Hochwasserschutztores im Karl-Heine-Kanal;
  • Öffnung des Pleiße- und Elstermühlgrabens;
  • Wiederherstellung der Wasserläufe in der Luppenaue ("Lebendige Luppe");
  • Revitalisierung des Zschampert und des Floßgrabens.

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 2. Dezember 2013 (Printausgabe, Seite 14)
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Kritik an Sachsens Hochwasserschützern

Ökolöwen sprechen von "unverantwortlicher Panikmache" / Gespräche über Nahleauslasswerk gefordert

Der Streit um Leipzigs Hochwasserschutz ist neu entbrannt: Nachdem die Landestalsperrenverwaltung (LTV) vor Dammbrüchen im Süden von Leipzig gewarnt und dafür die Blockade von Sanierungsarbeiten durch Naturschützer verantwortlich gemacht hat (die LVZ berichtete), werfen die Gescholtenen jetzt der LTV "unverantwortliche Panikmache" vor. Auf den Neuaufbau des verschlissenen Nahleauslasswerkes sollte verzichtet werden, heißt es.

Der Leipziger Umweltbund Ökolöwe kritisiert, dass ihm die Landestalsperrenverwaltung keine "Einsicht in die Gefahrennachweise an verschiedene Deichabschnitten" gewähre. Er wirft der Landesbehörde eine "strategische Manipulation der öffentlichen Meinung" vor, um ihre "rein wasserbauliche Auffassung von technischem Hochwasserschutz gegen alle beteiligten Verbände und Behörden durchzusetzen". Das Ergebnis sei ein "oft überzogener technischer Hochwasserschutz an vielen Deichabschnitten".

"Die Strategie der Landestalsperrenverwaltung ist hier nicht sonderlich subtil und wiederholt sich immer wieder", meint Holger Seidemann, Vorstand des Ökolöwen. "Erst beschwört sie ohne konkrete Beweise Gefahren herauf und lässt sich anschließend als Retter in der Not feiern. Ihr Ziel ist es, dass offizielle Verfahren mit Variantenabwägung zu umgehen und dadurch Kosten zu sparen."

Nach Ansicht des Ökolöwen "verdreht" die LTV die Tatsachen. Das Leipziger Amt für Umweltschutz habe deren Arbeiten an den Deichen gestoppt, als diese ohne Anschauung des sensiblen Naturschutzgebietes, ohne Kommunikation und rechtswidrig mit dem Bau begonnen habe. Auch die inzwischen zum Schutz der Deiche von der LTV angelegten Deichstraßen seien "ohne zwingenden Grund und trotz erheblicher Schäden im Naturschutzgebiet" entstanden. "Die LTV hat die für die Wasserbauer bequemste und billigste Variante durchgesetzt", so Seidemann.

Auch der Verein Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald kritisiert das Vorgehen der Hochwasserschützer. Im Jahr 2011 habe die LTV "7000 zum Teil sehr alte und wertvolle Bäume" auf Leipzigs Deichen "quasi im Handstreich gefällt", heißt es in einer Erklärung. Zu dem aktuellen Vorgehen auf den Deichen im Leipziger Süden gebe es "Alternativen, mit denen die LTV gleichermaßen wirkungsvoll und dabei wesentlich weniger rücksichtslos gegen die angrenzenden und nun massiv geschädigten Schutzgebiete" hätte vorgehen können. Vereinsvorsitzender Wolfgang Stoiber plädiert auch dafür, den geplanten Abriss und Neuaufbau des verschlissenen Nahleauslasswerkes in letzter Minute zu stoppen. Das am Zusammenfluss von Nahle und Neuer Luppe an der Ecke Gustav-Esche-Straße/Auensee stehende Hochwasserschutzbauwerk "verfestigt ein technisch überholtes Hochwasser-Schutzkonzept, das den Leipziger Auwald von der natürlichen Wasserversorgung abschneidet", so Stoiber. "Wir wissen, dass die Planungen für den Neubau schon weit fortgeschritten sind. Aber wir wollen, dass die Bauherren von der Landestalsperrenverwaltung die Arbeiten ruhen lassen und sich mit uns Naturschützern an einen Tisch setzen, um über andere Konzepte und andere Lösungen für den Hochwasserschutz zu reden."

Der Verein will auch erreichen, dass sich die Stadt Leipzig im Streit um den Neubau positioniert. "Die Stadt meint, sie habe keinerlei Möglichkeiten, den Bau zu verhindert", kritisiert Stoiber. "Doch dieses Bauwerk hat erhebliche Auswirkungen auf den Auwald. Und der Auwald geht die Stadt sehr wohl etwas an."

Andreas Tappert

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 23. November 2013 (Printausgabe, Seite 15)
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Angst vor Weihnachts-Hochwasser

Wettlauf gegen die Zeit: Im Leipziger Süden werden die Deiche mit Hochdruck saniert

Die Deiche des Elsterhochflutbetts sind zwischen Knauthain und Schleußig so stark geschädigt, dass sie keinem Hochwasser standhalten. Auf acht Kilometern Länge gibt es Risse, die mehrere Zentimeter stark sind und von der Krone bis zur Deichbasis reichen. Die Lage sei kritisch, heißt es in der Landestalsperrenverwaltung (LTV). Vor allem, weil Leipzig oft von Weihnachtshochwassern heimgesucht wird.

Schuld an dem Zustand ist das Hochwasser vom Juni 2013. "Damals flossen in einer Sekunde 600 Kubikmeter Wasser auf Leipzig zu und die Deiche waren bis an die Kronen eingestaut", erinnert LTV-Experte Axel Bobbe. Dies sei viel zu viel gewesen, denn die Statik der Deiche sei so berechnet, dass die Kronen mindestens 50 bis 75 Zentimeter aus dem Wasser ragen müssen. Der extrem hohe Wasserstand hat die Deiche mehrere Tage lang stark durchweicht. "Anschließend sind die Anlagen stark ausgetrocknet, weil gleich nach dem Hochwasser sehr heißes Wetter einsetzte", so Bobbe. Dies habe die Risse verursacht - im sensiblen Bereich an der Brückenstraße sind an beiden Seiten jeweils rund vier Kilometer lange Abschnitte betroffen.

Gleichzeitig haben sich die Deiche verformt. "Als Wasser durchsickerte, wurde Sand herausgespült", so Bobbe. "Dadurch hat sich die Krone gesenkt und der Deich ist in seinem unteren Teil breiter geworden." In diesem Zustand würden die Anlagen an der Brückenstraße nur einem Durchfluss von maximal 150 Kubikmetern Wasser je Sekunde standhalten. "Wenn jetzt ein Viertel der Wassermenge des letzten Leipziger Hochwassers auf die Stadt zurollt, bekommen wir Probleme."

In der vergangenen Woche gab es eine Krisensitzung von LTV-Experten mit Spitzen der Landesdirektion Leipzig und des Leipziger Rathauses. Die LTV habe der Stadt geraten, sich auf den Einsatz von Deichläufern und auf eine Deichverteidigung vorzubereiten, heißt es. Denn bei einem Deichbruch zwischen Knauthain und Schleußig drohen erhebliche Schäden: Ein Versagen der östlichen Deichseite hätte die Flutung des Cospudener Sees und damit des Nordstrandes sowie der Hafens Zöbigker zur Folge. Auch Randbereiche von Markkleeberg und des dortigen Klärwerks sowie der Wildpark und dessen Nachbarbebauung könnten Schaden nehmen. "Dort würde ein Hochwasser der Weißen Elster bis zur Pleiße fließen", skizziert Bobbe. "Das würde die angrenzenden Häuser in Connewitz unter Wasser setzen."

Auch ein Deichbruch an der Westseite wäre gefährlich. Der Grund: Dort würden Teile von Großzschocher, Kleinzschocher, Schleußig und Plagwitz unter Wasser gesetzt. "Weil die Gefahrenlage so groß ist, hat die Stadt beim Juni-Hochwasser in diesem Deichabschnitt sogar einen Hubschrauber eingesetzt", so Bobbe.

Die LTV hat inzwischen an beiden Deichseiten Baustraßen angelegt, damit im Notfall sofort schwere Technik vor Ort gebracht werden kann. Seit vergangener Woche werden auch Stahl-Spundwände in den Deich gerammt - sie sollen als zusätzliche Dichtung dienen. Montag wird in Knauthain mit dem Einbau von 50 Zentimeter starken Dichtwänden aus Erdbeton begonnen; in der übernächsten Woche sollen im Abschnitt Großzschocher fünf große Erdfräsen den Einbau der Dichtwände beschleunigen. "Die Jahreszeit ist dafür nicht optimal", meint Bobbe. Die Betondichtungen könnten nur bis Temperaturen von minus fünf Grad Celsius eingebaut werden. "Wir gehen davon aus, dass wir bis Mitte Februar fertig sind. Dann verkraften Leipzigs Deiche auch wieder eine Welle wie im letzten Sommer."

Schuld daran, dass die Hochwasserschützer ihre Arbeiten erst jetzt durchführen, ist ein Veto aus dem Leipziger Rathaus. "Wir brauchen für unsere Arbeiten die Genehmigung der Naturschutzbehörde", sagt Bobbe. "An der Mulde, an der Elbe und im Landkreis Leipzig haben wir diese Genehmigung bekommen und sind seit August am Arbeiten." Aus Leipzig sei statt einer Genehmigung eine Schreiben mit einer Strafandrohung für den Fall eingegangen, dass die LTV sofort loslegt. "Eine Genehmigung liegt erst seit Ende Oktober vor. Da haben wir die Arbeiten sofort ausgeschrieben."

Andreas Tappert

Quelle: http://www.lvz-online.de/
© LVZ-Online, 19.01.2012, 14:44 Uhr

Gesperrte Wege im Leipziger Auenwald: Deichbau dauert an – keine Ausschilderung

mpu

Leipzig. Radfahrer und Wanderer im Leipziger Auenwald und an der Luppe müssen sich noch bis März auf gesperrte Wege und Durchgänge einstellen. Grund dafür sind anhaltende Arbeiten auf Leipzigs Deichen. Wie Axel Bobbe, Leiter der Talsperrenverwaltung Untere Pleiße, am Donnerstag gegenüber LVZ-Online sagte, werden auf den im vergangenen Jahr großflächig gerodeten Hochwasserschutzanlagen noch immer Baumstümpfe entfernt und die entstehenden Löcher verfestigt. "Wir müssen die Wege aus Sicherheitsgründen sperren, damit hier niemand zu Schaden kommt", sagte Bobbe.

Als konkret von Wegsperrungen betroffene Wald- und Naherholungsgebiete nannte er den Auwald zwischen Schleußig und Großzschocher, Abschnitte entlang des Schleußiger Weges, am Volkspark in Kleinzschocher gegenüber der Radrennbahn und das Deichhinterland an der Luppe zwischen Lützschena und Stahmeln.

Entsprechende Umleitungen und alternative Routen seien allerdings nicht ausgeschildert, auch die Sperrungen wurden nicht näher kommuniziert. "Ich verstehe ja, dass der Bürger, der hier entlang fahren möchte und dann feststellt, dass der Weg versperrt ist, vielleicht verärgert ist", sagte Bobbe. Allerdings handele es sich bei den betroffenen Wegen nicht um offizielle Strecken für Radfahrer und entsprechend müssten Alternativrouten nicht bekannt gegeben werden. "Ich habe mehrfach mit dem Amt für Stadtgrün gesprochen, dass die Wege teilweise auch als Fahrradwege gewidmet werden müssen", erklärte Bobbe. Bisher sei das aber nicht geschehen.

Aufgrund des umstrittenen, so genannten "Tornado-Erlasses" des Sächsischen Umweltministeriums wurden im vergangenen Jahr auf Leipzigs Deichen etwa 6500 Bäume gerodet. Anfang dieses Jahres hat die Landestalsperrenverwaltung mit den gesetzlich vorgeschriebenen Aufforstungsmaßnahmen begonnen. 500 Silber-, Mandel- und Korbweiden kamen bereits an der Unteren Weißen Elster in die Erde. Weitere Pflanzenungen sind nach Angaben der Talsperrenverwaltung in Vorbereitung. Der Umweltverband Leipziger Ökolöwe kritisierte die bisherige Aufforstung als "Alibi-Aktivitäten" und fordert mehr Mitspracherecht.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 3. Februar 2011 (Printausgabe, Seite 21)
© Leipziger Volkszeitung

"Schleußig gut geschützt"

Maßnahmen aus Hochwasserschutzkonzept sollen Weiße Elster entlasten

48 Stunden: So lange haben die Schleußiger Bürger im Falle einer Überschwemmung Zeit, um ihr Hab und Gut zu sichern, wenn sie sich nach dem Pegelstand in Gera richten. Damit dieses Szenario nicht eintritt, hat der Freistaat Hochwasserschutzkonzepte entwickelt, die auch in Schleußig umgesetzt werden. Darüber informierten jetzt Experten und Mitglieder des Bürgervereins "Initiative Schleußig" in der Bethanienkirche.
Rund 70 Bürger aus Schleußig und Umgebung hatten sich im Gemeindesaal versammelt. Das Motto: "Wie gut ist Schleußig vor Hochwasser geschützt?" scheint nach den steigenden Pegelständen im Januar für die Stadtteilbewohner wieder brisant geworden zu sein. "Als wir uns im vergangenen Jahr für das Thema entschieden haben, wussten wir nicht, dass das Hochwasser so bald wieder präsent sein würde", sagte Tobias Hönemann, Vorsitzender des Bürgervereins, der insgesamt 32 Mitglieder zählt. "Wir hatten im Januar Hochwasserwarnstufe drei von insgesamt vier am Pegelstand Kleindalzig." Das sei zwar nicht akut gewesen, stimme aber trotzdem nachdenklich.

Ein Grund zur Sorge besteht nach Aussagen von Peter-Willy Farcken, ehemaliger Leiter der staatlichen Bauaufsicht der Wasserwirtschaftsdirektion Saale-Werra, der als Ingenieur unter anderem den Bau des Verteiler- bauwerkes Knauthain begleitet hat, nicht. Gegen ein Hochwasser, das durch Oberflächenwasser - also Wasser aus Flüssen wie Pleiße oder Weißer Elster - entsteht, sei Schleußig gut geschützt, sagte Farcken. Dabei verwies er auf das Hochwasserschutzkonzept des Freistaates, das 2005 verabschiedet wurde. Es sieht vor, dass Wehreinbauten neu gestaltet und Deiche erneuert werden und weitere Speicherbecken und Talsperren entstehen. Das gesamte Maßnahmenpaket mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund zwei Milliarden Euro soll voraussichtlich bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein.

Für die Sicherheit in Schleußig macht Farcken zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen die Erneuerung des Verteilerbauwerks Knauthain, das die Durchflussmenge der Weißen Elster begrenzt, so dass bei Hochwasser das überschüssige Wasser in das Elsterhochflutbett fließt. Die Planungen für die Erneuerung seien bereits abgeschlossen. Auch das Elsterhochflutbett werde zurzeit ausgebaut, um die Leistungsfähigkeit zu steigern.

Ein zweiter Faktor zur Entlastung der Weißen Elster in Höhe Zitzschen/ Zwenkau sei der Zwenkauer See, wo in Höhe Zitzschen/Kleindalzig ein Einlaufbauwerk gebaut wird, mit dem bis zu 130 Kubikmeter Wasser pro Sekunde von der Weißen Elster eingeleitet werden können, um den Flusslauf zu entlasten. Geplant ist auch das Auslaufbauwerk in Höhe von Hartmannsdorf. Ab 2013 sollen die beiden Bauwerke fertig sein.
"Wenn alle Maßnahmen abgeschlossen sind, ist Schleußig vor einem Hochwasser mit einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von 150 Jahren geschützt", erklärte Farcken.

Gefahren bergen seinen Aussagen zufolge jedoch nicht nur das Oberflächenwasser, sondern auch die Überschwemmung durch Grundwasser - besonders bei Starkregen. Mög- lichkeiten, sein Haus zu schützen, seien zum Beispiel, den Keller wasserdicht zu machen, Wände abzudichten oder seine Rohre mit Hilfe einer Rückstausicherung zu verschließen.

Stefanie Büssing

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Einzugsgebiet: Weiße Elster
aktuelle Pegelstände Weiße Elster

Interessant ist für die Bürger im Südwesten Leipzigs die Entwicklung des Pegels Kleindalzig bei einem Hochwasser. Kommt er in die Warnstufe 4 wird es problematisch.
Insbesondere für Schleußig spielt bei Erreichung der Hochwasser-Alarmstufe 4 die Stellung der beiden Regulierungswalzen am Palmgartenwehr eine ganz entscheidende Rolle.
So wurde bei dem 1954er Hochwasser Schleußig nur deshalb überflutet, weil eine der beiden Walzen infolge von Bauarbeiten am Wehr nicht funktionsfähig war.
Eine Betrachtung des Elsterflutbettes mit Google Earth vom Teilungswehr in Großzschocher bis zum Palmgartenwehr zeigt, dass dieser Flussabschnitt der geteilten Weißen Elster ein Gefälle von lediglich 50 cm auf eine Länge von 3,6 km hat. Nach dem Palmgartenwehr gibt es eine Höhenlage von 106,9 m über NN. Interessant ist nun, dass mittels des Palmgartenwehrs der Wasserpegel im Elsterflutbett bei etwas über einen Meter gehalten wird. Das Teilungswehr in Großzschocher wird bei einem normalen Wasserstand in der Weißen Elster also nur sehr wenig Wasser in das Elsterflutbett leiten.
Bei einer Hochwassersituation der Weißen Elster fließt dann sehr viel Wasser in das Elsterflutbett. Mittels des Palmgartenwehrs kann nun durch die rechtzeitige Absenkung der Walzen des Palmgartenwehrs die erwartete Scheitelwelle des Hochwassers gut durch das Elsterflutbett geführt werden, ohne Plagwitz und Schleußig zu gefährden.
Die feinfühlige Bedienung des Palmgartenwehrs ist folglich die Hochwasserversicherung für die genannten Ortsteile.

Wolfgang Wischer

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 5. Februar 2011 (Printausgabe, Seite 19)
© Leipziger Volkszeitung

Rathaus lässt Deiche sicher machen

Sondergenehmigung zur Hochwasser-Abwehr erteilt / Landestalsperrenverwaltung darf Bäume fällen

Leipzig macht mit dem Schutz seiner Deiche ernst: Nach einer vierstündigen Diskussion mit Vertretern von Umweltverbänden gibt die Stadt jetzt grünes Licht für das Fällen von Deich-Bäumen auf einer Gesamtlänge von rund elf Kilometern.
Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) und Umweltamtsleiterin Angelika Freifrau von Fritsch hatten am Mittwoch mit Vertretern aller Leipziger Umweltverbände hinter verschlossenen Türen verhandelt. Denn die Umweltschützer sehen die Baumfällungen kritisch und pochten auf ein förmliches wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren. Der Knackpunkt: Mit einem solchen Verfahren würden sich die dringenden Sicherungsarbeiten an den durchnässten und durchgeweichten Deichen um Jahre verzögern und die Risiken im Hochwasserfall unvertretbar hoch werden.

Um den Umweltverbänden den Ernst der Lage zu verdeutlichen, hatten Experten der Landestalsperrenverwaltung (LTV) am Mittwoch kurzfristig einen hochkarätigen Wasserbau-Experten - den renommierten Professor Jürgen Stamm von der TU Dresden - nach Leipzig kommen lassen. Stamm, der in Deutschland als inoffizieller Wasser-Papst gehandelt wird und für seine Teilnahme eine Vorlesung in Prag absagen musste, hat in einem Vortrag ausführlich nachgewiesen, dass die zu DDR-Zeiten wild auf den Dämmen gewachsenen Bäume die Standsicherheit der Dämme erheblich beeinträchtigen und kein Weg an ihrer Fällung vorbei führt. In Leipzig waren diese Zusammenhänge lange Zeit bestritten worden.

Parallel dazu hat die LTV den Umweltschützern zugesagt, dass die für die Abholzungen vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen dem Auwald zugutekommen. Reichlich 30 Hektar neuer Wald werden jetzt angepflanzt. Außerdem sollen zwei Deichrückverlegungsprojekte im Stadtgebiet verwirklicht und damit eine Hauptforderung der Umweltschützer teilweise erfüllt werden (die LVZ berichtete). Vorgesehen sind diese Rückverlegungen am Ratsholzdeich in der Nähe des Schleußiger Wegs und am linken Luppedeich gegenüber dem Auensee. "Die Deiche werden dort nicht weggebaggert, sondern nur jeweils eine Bresche von rund hundert Metern geschaffen", skizziert Axel Bobbe von der LTV die Pläne. In beiden Fällen handle es sich um Bereiche, in denen selbst bei Hochwasser niemand "an Leib und Leben" gefährdet sei. Außerdem soll ein Vernässungsprojekt umgesetzt werden, das die LTV seit eineinhalb Jahren plant: Nördlich der Neuen Luppe sollen zwischen Lützschena und Schkeuditz vorzugsweise alte Wasserläufe aktiviert werden. Im südlichen Bereich der Neuen Luppe will die Stadt ebenfalls Flussläufe im Auwald wiederbeleben - daran wird sich jetzt die LTV beteiligen. Vereinbart wurde ebenfalls, Sohlschwellen - also viele kleine Staustufen - in das Flussbett der Luppe zu legen, damit der Grundwasserstand in der Aue ansteigt.

Die Stadt Leipzig erteilt der LTV im Gegenzug die naturschutzrechtliche Befreiung für die Beseitigung der Bäume und Sträucher auf besonders gefährdeten Deichabschnitten. Dort dürfen jetzt Fällungen durchgeführt sowie am Deichfuß ein fünf Meter breiter Deichverteidigungsweg angelegt werden, über den Helfer im Hochwasserfall mit schwerer Technik vor Ort gelangen können. Der Holzeinschlag muss in der vegetationsarmen Zeit durchgeführt werden und deshalb bis zum 28. Februar abgeschlossen sein. "Am Montag geht es los", kündigte Bobbe gestern an. "In den nächsten Wochen werden an allen Abschnitten Fachfirmen arbeiten." Vorgesehen sei, bis Jahresende alle Baumstümpfe zu entfernen. "Im April fangen wir damit an." Anschließend werde Erde angefahren, um die Deiche zu verdichten. Parallel dazu würden in allen genehmigten Abschnitten Deichverteidigungswege angelegt.

Andreas Tappert

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 5. Februar 2011

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Hintergund

Das ist im Detail geplant

Bereits abgeschlossen sind die Abholzungen am Nahle-Auslassbauwerk, wo auf einem 700 Meter langen Luppedeich-Abschnitt Fällungen durchgeführt wurden. Dort war während der letzten Hochwasserwelle der Damm um 50 Zentimeter abgesackt. Zur Sicherung vor einem Frühjahrshochwasser soll in den nächsten Tagen an einem Alt-Arm eine Spundwand eingeschlagen werden. Außerdem werden ab Montag die begonnenen Arbeiten am linken Luppedeich auf einer Länge von rund 3,5 Kilometern bis an die Stadtgrenze nach Kleinliebenau fortgeführt. Zusätzlich soll ein 350 Meter langes Teilstück des Nahledeiches gerodet und saniert werden. Die gleichen Arbeiten sind rechts und links der Kleinen Luppe nahe Lindenau auf einer Länge von rund einem Kilometer vorgesehen. Saniert wird ebenfalls das Elsterhochflutbett in Großzschocher. Gegenüber der Rennbahn soll die Nonne auf rund einem Kilometer ertüchtigt werden.

A. T.

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 4. Februar 2011 (Printausgabe, Seite 16)
© Leipziger Volkszeitung

"Vergessen Sie das"

Augenzeuge: Leipzigs Dämme haben beim Hochwasser 1954 gehalten - aber das Palmengartenwehr war defekt

Leipzigs Hochwasserkatastrophe im Jahr 1954 wurde nicht durch instabile Dämme verursacht, sondern durch ein nicht gewartetes Palmengartenwehr. Dies berichtet LVZ-Leser Johannes Luther. Zu DDR-Zeiten sei die Nachricht unterdrückt worden, dass die Überschwemmungen in der Innenstadt und in Lindenau vermeidbar gewesen wären.

"Ich war damals bei der Post im Postamt 34 beschäftigt", erzählt Luther, der zu DDR-Zeiten in der Sebastian-Bach-Straße 29 wohnte und heute 78 Jahre alt ist. "Ich bin begeisterter Naturfreund und habe viele Fotos gemacht." Als sich 1954 das Hochwasser ankündigte, war Luther auch mit seiner Kamera unterwegs. "Am Palmengartenwehr habe ich gesehen, wie vergeblich versucht wurde, das Wehr zu öffnen", berichtet der spätere musikalische Leiter von Ballettgruppen an Leipziger Kulturhäusern. "Dadurch war dort ein gewaltiger Rückstau entstanden, und das Wasser lief ins Leipziger Zentrum und nach Lindenau hinein."

Luther hat gesehen, wie sich Menschen verzweifelt bemühten, die offenbar im Zweiten Weltkrieg und in den anschließenden neun Nachkriegsjahren kaum gewarteten Ketten und Zahnräder in Bewegung zu bringen. "Dann wurde ein russischer T-34-Panzer herangefahren und Seile zum Wehr gespannt. Der Panzer fuhr an - doch das Wehr reagierte nicht. Später rollte ein weiterer heran und dann versuchten beide, das Seil zu ziehen. Aber auch das brachte nichts. Schließlich tauchte ein Lastwagen mit Sprengstoff auf - aber auch die Sprengung unterblieb."

Der Augenzeuge hielt dies auf über hundert Fotos fest und versuchte, die Aufnahmen publik zu machen. "Daraufhin bekam ich eine Vorladung zur Stasi", berichtet er. "Aus lauter Angst bin ich gar nicht hingegangen." Dafür sei dann ein Stasi-Offizier zu ihm nach Hause gekommen. "Er sagte: Wenn die Leipziger erfahren, dass das Hochwasser vermeidbar gewesen wäre, kriegen wir Ärger mit der Bevölkerung - und das wollen wir möglichst vermeiden." Der Stasi-Mann habe wörtlich gesagt: "Vergessen Sie das." Als Luther akzeptierte und zusagte, keine weiteren Anstrengungen zur Veröffentlichung seiner Aufnahmen zu unternehmen, erhielt er die Zusicherung, nicht als Staatsfeind behandelt zu werden. "Diese Zusage wurde eingehalten - ich habe jedenfalls keine Nachteile bemerkt", sagt Luther, der heute in Markkleeberg wohnt.

Auch in der Landestalsperrenverwaltung wird die tragische Rolle des Palmengartenwehrs bei der Hochwasserkatastrophe 1954 bestätigt. "Ein Stauwärter soll sich auf die Brücke des Wehres gestellt und dadurch die Sprengung wohl so lange verhindert haben, bis die Hochwasserwelle durch war", sagte Bereichsleiter Axel Bobbe. Die Technik sei sehr sensibel 1994/95 für vier Millionen Mark erneuert worden. Zuletzt seien vor zwei Jahren zahlreiche Verschleißteile ausgewechselt worden.

Andreas Tappert

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Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 11. Februar 2011 (Printausgabe, Seite 16)
© Leipziger Volkszeitung

Leserbriefe

Im Sommer sind extreme Hochwasser möglich

Zum Beitrag "Vergessen Sie das" vom 4. Februar:

Zum Anfang eine Bemerkung: Auch wenn man Augenzeuge der Ereignisse gewesen ist, so muss man nicht immer die nötigen Fachkenntnisse erworben haben. Zum Sachverhalt 1954: Zu diesem Zeitpunkt wurden am Palmengartenwehr Reparaturarbeiten durchgeführt. Eine Walze war wegen der geplanten Erneuerung der Antriebe (Ketten) ohne Antrieb und durch Keile am Mauerwerk fixiert. Sodass man sich im Juni 1954 ergebnislos bemühte diese Walze mit Seilen und anderen Hilfsmitteln nach oben zu bewegen um die Durchflussmenge am Wehr in das Elsterbecken zu erhöhen. Die Ketten zum Antrieb der Walzen unterliegen einer besonders starken Abnutzung. Fehlende Wartung der Anlage war aber in diesem Fall nicht Ursache des Ausfalles, eher der Zeitpunkt der Reparaturarbeiten. Denn nach der Statistik sind gerade im Sommer extreme Hochwasser im Leipziger Gebiet möglich. Weiterhin ist zu erinnern, dass die Probleme am Palmengartenwehr zur Verschärfung der Hochwasserlage beitrugen, aber die Überschwemmungen im Stadtgebiet auch bei einer normalen Funktionsfähigkeit des Wehres erfolgt wären.
Klaus Siebert, 04279 Leipzig


Lesen Sie auch:

  • Überschwemmungsgebiet lt. Wikipedia
  • Bautätigkeit in Überschwemmungsgebieten
    Gemeinsame Handlungsempfehlung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) und des Sächsischen Staatsministeriums des Innern (SMI) zur Auslegung und Anwendung des § 31b Abs. 4 und 6 WHG n.F. sowie der §§ 100, 100a SächsWG.
  • Schriftwechsel zum Hochwasserschutz mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft vom August 2010
    und der Leipziger Wasserbehörde vom Oktober 2010

Quelle: http://nachrichten.lvz-online.de/
© LVZ-Online, 08.02.2011, 17:20 Uhr

Rodung an Leipzigs Deichen: Ökolöwe erwägt Beschwerde bei der Europäischen Kommission

Michael Dick

Leipzig. Der Ökolöwe droht der Landestalsperrenverwaltung (LTV) mit dem Gang nach Brüssel. Sollte die LTV die Kahlschläge in den europäischen Schutzgebieten an der Luppe nicht stoppen und in ein ordentliches Verfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung einsteigen, werde eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Das teilte der Umweltverband am Dienstagnachmittag mit.

Grund für die geplante Rodung von fast 5000 Bäumen waren Befürchtungen, dass Leipzig schon im März oder April ein neues Hochwasser droht und die Deiche diesem nicht mehr standhalten werden. "Die Behörden haben die Notwendigkeit erkannt, tätig zu werden", hatte Axel Bobbe, Leiter der Talsperrenverwaltung Untere Pleiße, diese Entscheidung kommentiert.

"Wie sich gezeigt hat, kann im Wurzelbereich von Bäumen verstärkt Sickerwasser durch den Deich strömen", hieß es aus der Landestalsperrenverwaltung. Umstürzende Bäume können nach Meinung der Experten mit ihren Wurzelballen große Krater in den Deich reißen. Damit gehe die Standsicherheit verloren.

Der Ökolöwe ließ diese Darstellung rechtlich prüfen. Enrico Vlach, umweltpolitischer Sprecher des Vereins, fasste das Ergebnis der Rechtsprüfung so zusammen: "Aus formaljuristischen Gründen können wir leider keine Klage im Eilverfahren führen. Im Unterschied zur Rechtslage 2003, als wir uns in einem ähnlich gelagerten Fall vor Gericht durchsetzen konnten, räumt die aktuelle Landesgesetzgebung den Wasserbehörden nun sehr weitreichende Rechte ein."

Die Naturschützer erwägen abhängig vom konkreten Verhalten der Landeswasserbehörden in Zukunft trotzdem juristische Schritte. "Für die Bäume ist es dann allerdings zu spät. Die Fällungen sind eine ökologische Katastrophe für das Leipziger Auensystem. Hektarweise wurden und werden hier streng geschützte Biotope zerstört. Die Leipziger werden die kahlgeschlagene Luppelandschaft nicht wiedererkennen", sagte Vlach.

"Wenn die LTV von Gefahr spricht, gesteht sie ihre eigene Untätigkeit ein. Sie hat seit Jahrzehnten Zeit gehabt, einen angemessenen und modernen Hochwasserschutz zu organisieren. In der Sache sind wir nach wie vor überzeugt, dass die meisten Deiche lediglich die natürliche Auendynamik unterbrechen.", so Vlach weiter.

Nach Ansicht des Ökolöwen gibt es deutlich bessere Hochwasserschutzvarianten für die Leipziger Aue: Rechtzeitige Deichrückverlegungen an die Randlage des Auenbeckens und der Einzelschutz für Bauwerke hätten - mit dem entsprechenden politischen Willen - längst geschehen können.


Quelle: http://www.leipzig.de/de/buerger/umwelt/hochwasser/07104.shtml
© Stadt Leipzig

Gefahrenkarten für die Stadt Leipzig

In Auswertung der Hochwasserereignisse im August 2002 wurden im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen Hochwasserschutzkonzepte (HWSK) für das Gewässer Weiße Elster, Parthe und Pleiße im Regierungsbezirk Leipzig erarbeitet. Darin wurden auf der Basis der Vermessungen des Flussgebietes sowie der hydrologischen Daten hydraulische Berechnungen der Wasserspiegellagen für maßgebende Hochwasserereignisse durchgeführt und in der Folge Maßnahmevorschläge für einen nachhaltigen Hochwasserschutz erarbeitet.

Die HWSK wurden durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) geprüft und als behördeninterne Grundlage bestätigt.

Die HWSK für die Gewässer Weiße Elster, Parthe und Pleiße liegen bei der Stadt Leipzig im Amt für Umweltschutz, Zimmer A 114, Nonnenstraße 5 c, 04229 Leipzig und bei der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, Betrieb Elbaue/Mulde/Untere Weiße Elster, Gartenstraße 34, 04571 Rötha, zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten bereit. Für die Einsichtnahme bei der Landestalsperrenverwaltung wird um telefonische Voranmeldung unter der Telefonnummer 034206 5880 gebeten.

In den HWSK für die Gewässer Weiße Elster und Parthe sind Gefahrenkarten für die Stadt Leipzig enthalten.
Die Gefahrenkarten stellen vom Hochwasser ausgehende Gefahren für Menschen und Sachwerte in ihrer räumlichen Ausdehnung dar. Es werden damit Gebiete gezeigt, deren Nutzung wegen Naturgefahren eingeschränkt ist.
In den Gefahrenkarten wird die Ausdehnung und Intensität der Gefahrenart Überschwemmung für mehrere Wahrscheinlichkeiten aufgezeigt. Es handelt sich dabei um die Abflussmengen des Hochwassers (HQ), welches mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit einmal in 25, 50, 150 und 200 Jahren erreicht oder überschritten wird.
Das Schutzziel in der Stadt Leipzig für die Weiße Elster liegt bei HQ150 und für dir Parthe bei HQ100. In Auswertung des Ist–Zustandes der Gefahrenkarten bestehen zurzeit noch Gefahren bei HQ25, HQ50, HQ100(Parthe) bzw. HQ150(Weiße Elster). Entsprechend den im HWSK vorgesehenen Maßnahmen wird das Schutzziel erreicht werden.

Anlagen:

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Lesen Sie auch:

Auszug - Seite 7 von 8

Der Zweckverband Neue Harth plant den Bau eines Kanals zwischen Cospudener und dem Zwenkauer See. Dieser kurze Kanaldurchstich ist eines der Schlüsselprojekte des künftigen Gewässerverbundes im Leipziger Neuseenland. Ziel ist es, eine durchgehende Verbindung zu Wasser zwischen dem Leipziger Zentrum und dem Zwenkauer See zu schaffen und damit das Neuseenland auch per Boot erlebbar zu machen. Da der Wasserstand des Zwenkauer Sees mit 113,50 m üNHN höher ist als der des Cospudener Sees (110,00 m üNHN), muss zur Überbrückung dieser Höhendifferenz eine Schleuse gebaut werden. Zudem ist die Errichtung eines Hochwassertores notwendig, weil der Zwenkauer See in besonderen Hochwasserfällen um 2 m aufgestaut werden soll. (Zum Hochwasserschutz u.a. auch für den Ortsteil Schleußig!) Die Vorplanung für den Kanal wurde im Auftrag der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) bereits abgeschlossen. Besondere bauliche Herausforderungen stellen das geplante Schleusenbauwerk im nördlichen Bereich des Kanalverbundes sowie die Unterquerung der Brücke der Autobahn A 38 dar.

Quelle: www.neue-harth.de


Sächsisches Wassergesetz (SächsWG)
in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. Oktober 2004 (SächsGVBl. S. 482)

§ 100 - Überschwemmungsgebiete

(1) Die untere Wasserbehörde kann Überschwemmungsgebiete im Sinne des §32 Abs. 1 Satz 1 WHG durch Rechtsverordnung festsetzen. In der Rechtsverordnung sind die nach §32 Abs. 1 Satz 2 WHG erforderlichen Regelungen zu treffen. In der Rechtsverordnung kann auch bestimmt werden, daß Hindernisse beseitigt werden, die Nutzung von Grundstücken geändert wird und Maßnahmen zur Verhütung von Auflandungen und Abschwemmungen getroffen werden; ökologische Belange sind zu berücksichtigen. Außerdem kann die Befreiung von den Verboten nach Absatz 2 Satz 1 Nr. 2 bis 6 zugelassen werden, sofern dadurch die Ziele des §32 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 Satz 1 WHG nur unwesentlich beeinträchtigt werden.

(2) Unbeschadet weitergehender Regelungen in einer Verordnung nach Absatz 1 sind in einem festgesetzten Überschwemmungsgebiet folgende Handlungen untersagt:

  1. die Ausweisung von neuen Baugebieten in einem Verfahren nach dem Baugesetzbuch; die zuständige Wasserbehörde kann einer geplanten Ausweisung zustimmen, wenn durch die Bebauung der Hochwasserabfluß und die Rückhaltung nicht wesentlich beeinträchtigt werden und eine Gefährdung von Leben und Gesundheit der Bewohner und Sachwerten durch geeignete Maßnahmen ausgeschlossen wird,
  2. Aufhöhungen oder Abgrabungen mit einer Grundfläche von mehr als 100 m2,
  3. die Errichtung oder wesentliche Änderung baulicher Anlagen mit einer überbauten Fläche von mehr als 100 m2,
  4. die Errichtung von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen quer zur Fließrichtung des Wassers bei Überschwemmungen,
  5. Lagerung von Stoffen, die den Hochwasserabfluß behindern kann,
  6. das Anlegen von Baum- und Strauchpflanzungen mit einer Fläche von mehr als 100 m2 und
  7. die Umwandlung von Grünland in Ackerland.

Führt ein Verbot nach Satz 1, eine weitergehende Regelung in einer Rechtsverordnung nach Absatz 1 oder eine Anordnung auf Grund einer Rechtsverordnung nach Absatz 1 zu einem besonderen wirtschaftlichen Nachteil für den Betroffenen, so ist eine Entschädigung zu leisten. Werden bei der Rückgewinnung von natürlichen Rückhalteflächen Anordnungen getroffen, die erhöhte Anforderungen an die ordnungsgemäße land- und forstwirtschaftliche Nutzung eines Grundstücks festsetzen, gilt §48 Abs. 7 entsprechend.

(3) Für noch nicht festgesetzte Überschwemmungsgebiete kann die zuständige Wasserbehörde zur Sicherung des Hochwasserabflusses im Einzelfall auch eine Einzelanordnung treffen, wenn zu besorgen ist, daß das Überschwemmungsgebiet durch Eingriffe beeinträchtigt und dadurch der Schutzzweck gefährdet wird. Eine Einzelanordnung ist aufzuheben, sobald über die Festsetzung entschieden ist, spätestens jedoch nach Ablauf von drei Jahren. Wenn besondere Umstände es erfordern, kann die Frist bis zu einem weiteren Jahr verlängert werden.

(4) Gebiete im Sinne des §32 Abs. 1 Satz 1 WHG sind, auch wenn sie nicht als Überschwemmungsgebiet festgesetzt sind, für den schadlosen Abfluß des Hochwassers und die dafür erforderliche Wasserrückhaltung freizuhalten. Die natürliche Wasserrückhaltung ist zu sichern sowie erforderlichenfalls wiederherzustellen und zu verbessern.

(5) Die nach bisherigem Recht beschlossenen Hochwassergebiete gelten als Überschwemmungsgebiete im Sinne dieses Gesetzes.

(6) Die zuständige Wasserbehörde kann auch über die in einer Verordnung nach Absatz 1 geregelten Fälle hinaus eine Befreiung von den Verboten und Geboten des Absatzes 2 erteilen, wenn überwiegende Interessen des Allgemeinwohls oder eines Einzelnen dies erfordern und die Ziele des §32 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 Satz 1 WHG nur unwesentlich beeinträchtigt werden.

§ 100a - Weitergehende Anforderungen an bauliche Anlagen in Überschwemmungsgebieten

(1) Die Errichtung oder wesentliche Änderung baulicher Anlagen in Überschwemmungsgebieten nach § 100 Abs. 1, 1a, 3 und 5 (Vorhaben) ist nur zulässig, wenn diese den Hochwasserabfluss und die Hochwasserrückhaltung nicht wesentlich beeinträchtigen. § 100 bleibt unberührt.

(2) Vorhaben, die nach anderen Rechtsvorschriften eine Genehmigung oder eine sonstige Zulassung benötigen, bedürfen einer wasserrechtlichen Genehmigung. Diese darf nur erteilt werden, wenn die Anforderungen des Absatzes 1 erfüllt sind. Ist für das Vorhaben nach anderen Rechtsvorschriften ein Genehmigungs- oder sonstiges Zulassungsverfahren vorgeschrieben, so hat abweichend von Satz 1 die hierfür zuständige Behörde im Rahmen dieses Zulassungsverfahrens über die Genehmigungsvoraussetzungen nach Absatz 1 im Benehmen mit der Wasserbehörde der gleichen Verwaltungsebene zu entscheiden.

(3) Bei Vorhaben, die nach § 61 der Sächsischen Bauordnung (SächsBO) vom 22. April 2004 (SächsGVBl. S. 200) verfahrensfrei gestellt sind, sowie bei Vorhaben, die nach § 62 SächsBO von der Genehmigung freigestellt sind, obliegt dem Bauherrn die Einhaltung der Voraussetzungen des Absatzes 1. Er kann sich dabei von der zuständigen technischen Fachbehörde beraten lassen.

(4) Die für die Planung der Vorhaben zur Erfüllung der Anforderungen nach Absatz 1 erforderlichen Daten werden von den Wasserbehörden zur Verfügung gestellt.

 

Überschwemmungsgebiete

Die Überschwemmungsgebiete nach § 100 (1), (3) und (5) SächsWG, nach § 31b Abs. 1 WHG sowie die Ausweisung nach § 31b Abs. 2 WHG sind wie folgt definiert:

§ 100 Überschwemmungsgebiete

(1) Die zuständige Wasserbehörde setzt die Überschwemmungsgebiete im Sinne des § 32 Abs. 1Satz 1 WHG durch Rechtsverordnung fest. Dabei soll mindestens ein Hochwasserereignis zu Grunde gelegt werden, mit dem statistisch einmal in hundert Jahren zu rechnen ist. In der Rechtsverordnung sind die nach § 32 Abs. 1 Satz 2 WHG erforderlichen Regelungen zu treffen. In der Rechtsverordnung kann auch bestimmt werden, dass Hindernisse beseitigt werden, die Nutzung von Grundstücken geändert wird und Maßnahmen zur Verhütung von Auflandungen und Abschwemmungen sowie Maßnahmen zur Rückgewinnung natürlicher Rückhalteflächen getroffen werden; ökologische Belange sind zu berücksichtigen. Außerdem kann die Befreiung von den Verboten nach Absatz 2 Satz 1 Nr. 2 bis 6 und bei Flutungspoltern im Sinne von Absatz 1a zusätzlich von den Verboten nach Absatz 2 Satz 1 Nr. 7 und 8 zugelassen werden, sofern dadurch die Ziele des § 32 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 Satz 1 WHG nur unwesentlich beeinträchtigt werden.

(3) Als Überschwemmungsgebiete gelten kraft Gesetzes, ohne dass es einer Festsetzung nach Absatz 1 bedarf, auch Gebiete, die bis zu einem Hochwasserereignis, mit dem statistisch einmal in hundert Jahren zu rechnen ist, überschwemmt werden, soweit diese Gebiete in Arbeitskarten der Wasserbehörden dargestellt und nach § 32 Abs. 1 Satz 2 WHG erforderlich sind. Die Karten sind auszulegen. Sie werden von der zuständigen unteren Wasserbehörde für die Dauer von zwei Wochen zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten öffentliche ausgelegt. Auf die Auslegung ist durch öffentliche Bekanntmachung hinzuweisen. Die Karten sind nach Ablauf der Auslegungsfrist bei der zuständigen unteren Wasserbehörde zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten aufzubewahren.

(5) Die nach bisherigem Recht beschlossenen Hochwassergebiete gelten als Überschwemmungsgebiete im Sinne dieses Gesetzes.

§ 31b Überschwemmungsgebiete

(1) Überschwemmungsgebiete sind Gebiete zwischen oberirdischen Gewässern und Deichen oder Hochufern und sonstige Gebiete, die bei Hochwasser überschwemmt oder durchflossen oder die für Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht werden.

(2) Durch Landesrecht werden die Gewässer oder Gewässerabschnitte bestimmt, bei denen durch Hochwasser nicht nur geringfügige Schäden entstanden oder zu erwarten sind. Durch Landesrecht wird auch geregelt, dass die Öffentlichkeit über diese Gewässer zu informieren ist und dass die Bestimmung der Gewässer nach Satz 1 an neue Erkenntnisse angepasst wird. Für die in Satz 1 bestimmten Gewässer werden durch Landesrecht spätestens bis zum 10. Mai 2012 als Überschwemmungsgebiete mindestens die Gebiete festgesetzt, in denen ein Hochwasserereignis statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist (Bemessungshochwasser). Die Festsetzungsfrist endet am 10. Mai 2010 für die Überschwemmungsgebiete, in denen ein hohes Schadenspotential bei Überschwemmungen besteht, insbesondere Siedlungsgebiete. Durch Landesrecht wird auch bestimmt, wie bei der Festsetzung von Überschwemmungsgebieten nach den Sätzen 3 und 4 die Öffentlichkeit zu informieren und zu beteiligen ist. Die Länder erlassen für die Überschwemmungsgebiete die dem Schutz vor Hochwassergefahren dienenden Vorschriften, soweit dies erforderlich ist:

  1. zum Erhalt oder zur Verbesserung der ökologischen Strukturen der Gewässer und ihrer Überflutungsflächen,
  2. zur Verhinderung erosionsfördernder Maßnahmen,
  3. zum Erhalt oder zur Gewinnung, insbesondere Rückgewinnung von Rückhalteflächen,
  4. zur Regelung des Hochwasserabflusses oder
  5. zur Vermeidung und Verminderung von Schäden durch Hochwasser.

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 1. Februar 2011 (Printausgabe, Seite 15)
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Abholzung auf Deich gestartet

An der Luppe werden 300 Bäume gefällt / Rathaus geht auf Umweltschützer zu

Am Nahle-Auslassbauwerk haben gestern Abholzungen für den Hochwasserschutz begonnen. Gerodet wird dort ein 700 Meter langer Deichbereich der Luppe, der bei der letzten Hochwasserwelle im Januar um 50 Zentimeter abgesackt war. Eine Überflutung der angrenzenden Bereiche wurde damals von Einsatzkräften der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und der Bundeswehr verhindert, die den Deichbereich provisorisch mit Sandsäcken stabilisierten (die LVZ berichtete).

Die gestern begonnenen Arbeiten gehören zu einem Bündel von Aktivitäten, mit denen die Landestalsperrenverwaltung (LTV) Leipzigs Deiche sicherer machen will. "Diese Arbeiten sind zur Gefahrenabwehr notwendig und deshalb ohne ein aufwendiges Planungsverfahren möglich", betonte gestern Axel Bobbe von der LTV. An der aktuellen Baustelle würden zwischen 200 und 300 Bäume gefällt und anschließend werde bis Jahresende der Damm verdichtet. Aktivisten des Umweltbundes Ökolöwe demonstrierten gestern vor Ort mit einem Transparent gegen die Abholzungen. Um diese Konfrontation zu entschärfen, will Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) am Mittwoch ein internes Treffen der Aktivisten mit Experten der LTV sowie Stadträten verschiedener Fraktionen veranstalten. In dieser Diskussionsrunde soll es auch um weitere Deichstabilisierungen gehen, die die LTV im Rathaus beantragt hat und in den nächsten Wochen starten will.

So ist geplant, die begonnenen Arbeiten am linken Luppedeich auf einer Länge von rund 3,5 Kilometer bis an die Stadtgrenze nach Kleinliebenau fortzuführen. Außerdem soll ein 350 Meter langes Teilstück des Nahledeiches - das Lindenau schützt - gerodet und saniert werden. Die gleichen Arbeiten sind rechts und links der Kleinen Luppe nahe Lindenau auf einer Länge von rund einem Kilometer vorgesehen. "Extrem wichtig ist auch eine Sanierung am Elsterhochflutbett in Großzschocher", sagte Bobbe. "Dort gibt es am rechten Deich starke Wasseraustrittsstellen. Sollte der Deich dort brechen, würde das Wasser in den Cospudener See, in die Kläranlage Markkleeberg und in die Gehege des Wildparks fließen."

Auch gegenüber der Rennbahn soll am Elsterflutbett ein rund ein Kilometer langer Bereich der Nonne saniert werden. "Wenn dieser Bereich versagt, fließt das Wasser nach Schleußig und Plagwitz", so Bobbe. Von Leipzigs rund 60 Kilometer langen Deichanlagen würden 10,5 Kilometer ertüchtigt. "Es stimmt also nicht, dass wir einen Kahlschlag planen."

Andreas Tappert

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 24. Januar 2011 (Printausgabe, Seite 17)
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Baufeld wird ab heute geräumt

Hochwasserschutz: LMBV beginnt mit den Vorbereitungen für den Auslass des Zwenkauer Sees

Zwenkau. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) startet mit den vorbereitenden Arbeiten für den Auslass des Hochwasserspeichers Zwenkauer See. Südlich der A38, nahe Hartmannsdorf, wird das Baufeld für die technischen Anlagen sowie den Zu- und Ablaufkanal zur Weißen Elster ab heute frei gemacht. Wie LBMV-Sprecherin Karin Franke mitteilt, müssen dafür auf zirka vier Hektar Gehölze entfernt werden. Wie wichtig Hochwasserschutz ist, das haben die letzten Wochen deutlich gezeigt. Aber auch, dass Eingriffe in die Natur immer problematisch sind und genau beobachtet werden. Dessen ist sich die LMBV bewusst und wirbt nun noch einmal für ihr Projekt.

"Bei Hochwasser wird es künftig zum Schutz der Stadt Leipzig möglich sein, Wasser aus der Weißen Elster in den Zwenkauer See einzuleiten, zu speichern und nach dem Sinken des Pegels wieder in den Fluss abzugeben", erläutert Franke. Dafür müssen aber die Voraussetzungen geschaffen werden - am Ein- wie am Auslass. Die Landesdirektion hatte für das Vorhaben bereits im Dezember 2008 grünes Licht gegeben.

Mit der Vorbereitung des Einlasses wurde im August 2009, mit der eigentlichen Umsetzung im August 2010 in Zitzschen begonnen. Dort entsteht an der B186 das 800 Meter lange Einlassbauwerk. Es wird aus einem dreiteiligen Abschlag, einem Graben und einer Brücke bestehen, um bei Katastrophenhochwassern mit Abflussmengen von mehr als 450 Kubikmeter pro Sekunde reagieren zu können. Bis zu 130 Kubikmeter pro Sekunde können davon nach der Fertigstellung in den Zwenkauer See geleitet werden. Das Tagebaurestloch verfügt über eine Speicherkapazität von rund 18,5 Millionen Kubikmeter.

Parallel wird in Zitzschen ein so genannter Bypass errichtet, der die ebenfalls von der Landesdirektion genehmigte Flutungsunterstützung möglich macht. Allerdings muss die Weiße Elster mindestens acht Kubikmeter pro Sekunde führen. Das Flutungswasser - maximal drei Kubikmeter pro Sekunde - fließt unter dem Tagebaurundweg durch einen Betonkanal. Im Fall der Einleitung von Hochwasser wird der Weg geflutet, eine Sperrung für Fußgänger und Radfahrer wäre die Konsequenz. "Wir gehen davon aus, dass die Flutungsbereitschaft Ende des Jahres vorliegt", sagt Franke.

Derzeit werden in Zitzschen Pfahlwände gesetzt und die Filterschicht im Böschungsund Sohlbereich mit Geotextilien und Kies ausgekleidet. Bereits zur Hälfte abgeschlossen ist der Aushub für den Überleiter und die Sohlrampe. Etwa 120000 Kubikmeter Erde mussten dafür bewegt werden. Während das Einlassbauwerk Mitte 2012 komplett fertig sein soll, werden nun die Arbeiten für den Auslass am Nordufer forciert. "Die Beräumung des Baufeldes findet unter Beachtung der Naturschutzgesetze ganz bewusst außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeit vieler geschützter Tierarten im Winter statt", betont Franke. Eine ökologische Fachbegleitung sichere zudem, dass es zu keinen Schäden komme. Mitte Februar muss die Maßnahme abgeschlossen sein.

Ulrike Witt

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 25. Januar 2011 (Printausgabe, Lokalblatt)
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"Das würde uns hart treffen"

Der Hobby-Meteorologe Peter Noack hat auch Leipzigs Hochwasser-Geschichte erforscht

Leipzig muss der Hochwasser-Gefahr noch geraume Zeit trotzen. Dies prophezeit Hobby-Meteorologe Peter Noack, der Leipzigs Wetterkapriolen in den vergangenen 180 Jahren erforscht (die LVZ berichtete). "Im vergangenen Jahr waren die Niederschläge extrem hoch und haben im Stadtgebiet den Grundwasserspiegel stark ansteigen lassen", sagt der Senior. Dadurch sei der Boden so stark durchfeuchtet, dass die Pegel der Leipziger Flüsse ein hohes Niveau behalten und bei starken Niederschlägen sofort wieder ansteigen werden.

Seit September 1996 misst der 74-Jährige täglich mit einem Niederschlagsmesser am Bayerischen Bahnhof die Niederschlagsmengen, rechnet sie aufs Jahr hoch und vergleicht sie mit historischen Wetterdaten. "Die alten Daten habe ich mir aus der Universitätsbibliothek, der Deutschen Nationalbibliothek und dem Stadtarchiv zusammengetragen", erzählt er. Dadurch kann er die Niederschlagsmengen in Leipzig bis zum Jahr 1860 zurückverfolgen - und ist so auf die ungewöhnliche aktuelle Entwicklung aufmerksam geworden. "Im Jahr 2010 ist in Leipzig mit 894 Litern je Quadratmeter die vierthöchste Niederschlagssumme seit dem Jahr 1830 gefallen." Durch diese Niederschläge ist Leipzigs Grundwasserspiegel gestiegen - eine Erfahrung, die derzeit auch Hausbesitzer machen, deren Keller volllaufen.

Beim Wetter in der ersten Januarhälfte hat Leipzig davon profitiert, dass die Stark-Regenfälle ausgeblieben sind - das jüngste Hochwasser war zum allergrößten Teil auf das Schmelzwasser zurückzuführen, das aus dem Westerzgebirge und dem Vogtland nach Leipzig schwappte. "Und auf die ohnehin schon hohen Wasserstände in allen Leipziger Flüssen", so Noack. Die größten bekannten Leipziger Hochwasserkatastrophen in den Jahren 1924 und 1954 seien dagegen ausschließlich von extrem starken Niederschlägen ausgelöst worden. "Und 1924 waren alle drei großen Flüsse betroffen, weil der Starkregen in Westsachsen niederging."

Für Noack ist das jüngste Hochwasser "nach 1924 und 1954 wieder mal ein großes Ereignis". Dass es nicht ähnlich große Schäden im Stadtgebiet anrichtete wie die beiden legendären Fluten, führt er darauf zurück, dass Leipzig inzwischen "gegen Hochwasser gut aufgestellt" ist. Gelassen könne die Stadt aber kein Hochwasser verfolgen. "Wenn wieder ein Ereignis wie im Jahr 1924 käme, würde es uns hart treffen."

Im Jahr 1924 war das Hochwasser von starken Regenfällen ausgelöst worden. "An 31 meteorologischen Messstationen wurden binnen 24 Stunden über 100 Millimeter beziehungsweise Liter je Quadratmeter gemessen", schildert Noack die Situation aus alten Aufzeichnungen. "Der Regen ging nicht nur im Erzgebirge und im Vogtland nieder. Auch in Mockau wurden 129 Liter gemessen, in Schönau 128, in Panitzsch 119, in Connewitz 116 und in Großzschocher 104 Liter." Diese Wassermassen lösten an einem Sonnabend, dem 16. August 1924, gegen 18 Uhr in Großzschocher einen Dammbruch der Weißen Elster aus. "Mit riesiger Geschwindigkeit wälzte sich eine 1,50 Meter hohe Flutwelle in den damals neuen Hochflutkanal, der in Leipzig heute Elsterbecken heißt", zitiert Noack einen Zeitungsbericht aus dieser Zeit. "Dort gab es damals nur einige Wasserlachen, in denen sich Badelustige tummelten, die von den heranbrausenden Fluten vollkommen überrascht wurden." Feuerwehrleute versuchten Häuser zu stabilisieren, die einzustürzen drohten, retteten Einwohner von ihren Hausdächern und Vieh, das zu ertrinken drohte. "Das war damals wahrscheinlich das höchste Hochwasser der Weißen Elster", meint Noack.

1954 löste Dauerregen ein Hochwasser aus. Die Regenfälle gingen vom 7. bis zum 13. Juli nieder. In der damaligen Leninstraße - heute Prager Straße - wurden am 9. Juli 25 Liter je Quadratmeter gemessen, am 10. Juli 31,7, am 11. Juli 22,8, am 12. Juli 15,9 und am 13. Juli 31,8 Liter. Im Vogtland und Erzgebirge zeigten am 9. und 10. Juli 29 Messstellen mehr als 100 Liter je Quadratmeter an. Neben dem Auwald und dem Palmengarten wurden Teile von Schleußig und Teile der Westvorstadt überflutet. "Dabei gab es ein Kuriosum", erzählt Noack. "Am 11. Juli ist die Luppe über ihre Ufer getreten und hat das Haus Auensee überflutet. Dort musste gegen Mitternacht eine Tanzveranstaltung abgebrochen werden, damit die Besucher noch über die Elsterbrücke nach Wahren flüchten konnten. Der Betreiber der Bootsausleihstation hatte sich mit seinen Hühnern aufs Dach der Gaststätte geflüchtet und wurde dort einen Tag später von der Feuerwehr gerettet." Ob Leipzig sich in Kürze wieder einer Hochwasser-Welle stellen muss, macht Noack an den Temperaturen im Februar fest. Aufgrund seiner Berechnungen geht er davon aus, dass der Februar kalt wird und auch wieder Schnee fällt. "Wichtig ist, dass der Temperaturverlauf sich dann so gestaltet, dass der Schnee ganz langsam tauen kann", sagt der Senior. "Wenn es aber ganz plötzlich zu warmen Temperaturen kommt und auch noch viel Regen fällt, dann wächst sofort die Hochwassergefahr." Im Vergleich mit ähnlichen Winterverläufen in den vergangenen 180 Jahren ist dieses Szenario allerdings nicht sehr wahrscheinlich. "Alles spricht dafür, dass im ersten Drittel des Monats März mit Winterwetter zu rechnen ist", meint der Hobby-Meteorologe und erinnert an den Messe-Schnee der Jahre 1958, 1965 und 1970.

Aufgrund seiner langen Wettervergleiche ist sich Noack auch ziemlich sicher, wie der kommende Sommer werden könnte. "Das Jahr 2010 war schon um zwei Grad Celsius kälter als das 30-jährige Jahresmittel", sagt er und führt dies auf die kalten Winter zurück, die im Januar und Dezember 2010 geherrscht haben. Bei solchen Konstellationen folgt oft ein kühler Sommer. Diese Entwicklung kann er anhand seiner Temperatur-Listen oft nachweisen. Er glaubt deshalb: "Der Sommer 2011 kann kühl werden".

Andreas Tappert

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Zahlen & Fakten

Rang Jahr Summe
1.   1882 978 mm
2.   1926 947 mm
3.   1941 897 mm
4.   2010 894 mm
5.   1981 803 mm
6.   1886 799 mm
7.   1965 794 mm
8.   1927 767 mm
9.   1956 763 mm
10.  1970 756 mm
11.  1905 754 mm
12.  1907 751 mm
13.  1995 749 mm
14.  1987 744 mm
15.  1994 742 mm
Quelle: Peter Noack

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 23. Februar 2011 (Printausgabe, Seite 21)
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Mehr Wasser für Tagebau-Wanne

LMBV will in diesem Jahr 35 Millionen Euro für Sanierung in Westsachsen ausgeben

Zwenkau/Markkleeberg/Großpösna. Für Westsachsen stehen der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) in diesem Jahr 35 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist etwa so viel wie 2010. Davon fließen 22 Millionen Euro in die weitere Grundsanierung, sieben Millionen stehen für sogenannte Paragraf-vier-Maßnahmen zur Verfügung. Die restlichen sechs Millionen sollen zur Abwehr von Gefahren im Zusammenhang mit dem Grundwasseranstieg aufgewendet werden.

Am 31. Dezember 2012 endet das vierte Verwaltungsabkommen zur Braunkohlesanierung, auf dessen Basis Jahr für Jahr Millionen auch in den Leipziger Südraum fließen. "Derzeit laufen die Verhandlungen für das fünfte Verwaltungsabkommen", sagt Grit Uhlig, Leiterin des Sanierungsbereiches Mitteldeutschland. "In die Abstimmungen sind wir ständig integriert, wir müssen unsere Vorstellungen vortragen." Die Signale stünden günstig, so Uhlig, dass es für alle Paragrafen eine Fortsetzung gibt. Die Frage sei nur, in welcher Höhe. Der Bund ist nur zur Grundsanierung der früheren Tagebaue und Fabrikstandorte (Paragraf 2) verpflichtet. Maßnahmen gegen steigendes Grundwasser nach dem Ende des aktiven Bergbaus (Paragraf 3) und zur Erhöhung der Attraktivität der Folgelandschaften (Paragraf 4) liegen außerhalb der Rechtspflicht.

Mit ihrem aktuellen Budget ist Uhlig nicht unzufrieden. Der Bedarf wäre größer, "aber für die notwendigen Projekte ist es auskömmlich". Im Sanierungsbereich Mitteldeutschland verfügt die LMBV 2011 über 59,6 Millionen Euro (2010: 64,1 Millionen Euro), von denen 35 Millionen Euro nach Westsachsen fließen. Was den Paragraf-zwei-Topf betrifft, bleibt die einstige Förderstätte Zwenkau Schwerpunkt. Für rund zehn Millionen Euro wird seit August eine Wasserverbindung zwischen der Weißen Elster bei Zitzschen und dem mit künftig 914 Hektar größten Tagebausee im Südraum gebaut. Das Abschlags- und Überleitbauwerk nebst neuer B-186-Brücke soll Ende 2011 fertig sein und erfüllt dann drei Aufgaben: Die Flutung der großen Tagebau-Wanne soll deutlich forciert werden. Die LMBV geht davon aus, dass jede Sekunde zwei bis fünf Kubikmeter Wasser aus dem Fluss eingeleitet werden und 2014 der Endstand verkündet werden kann. Sinn und Zweck des anspruchsvollen Projektes ist aber auch der Hochwasserschutz für Leipzig. Und schließlich soll der Zwenkauer See mit Hilfe des Flusswassers neutralisiert werden. Nicht die einzige Maßnahme. Laut Uhlig wird in diesem Jahr die Neutralisationsanlage vom Hainer zum Zwenkauer See umgesetzt und voraussichtlich im Juli ihre Arbeit aufnehmen. Der Hainer See weise inzwischen einen pH-Wert von 6,5 bis 7 auf.

Zugleich beginnen die Planungen für den zweiten Kanal zwischen Zwenkauer See und Weißer Elster - das Ausleitbauwerk. Bei Hartmannsdorf soll künftig überschüssiges Wasser in die Weiße Elster geführt werden. Eine zweite Ausleitung wird es in den Floßgraben geben. Neben der Flutung ist in Zwenkau auch die Sanierung des Restloches 13 von Bedeutung, die 2011 abgeschlossen werden soll. Hier wurden Teerablagerungen verkippt, erklärt Uhlig.

An anderen Ex-Tagebauen ist die Sanierung weit vorangeschritten, Arbeit gibt es dennoch: Im Tagebau Witznitz soll mit einem Stützkörper die Steinkippe gesichert werden. Durch den Einbau von Drainagen wird das Ziel auch an der Ostböschung bei Haubitz verfolgt. Interessanter klingen die Vorhaben im Bereich des Tagebaus Espenhain. Hier beginnt der Bau der Kanuparkschleuse, die den Bootsverkehr zwischen Markkleeberger und Störmthaler See ermöglicht. Neben der Schleuse sind beide Anbindungen zum Kanal und die Außenanlagen Bestandteil des Vier-Millionen-Projektes, für das das Gros aus dem Paragraf-vier-Topf kommt. Wann das erste Schiff durch den Kanal fährt, da will sich Uhlig nicht festlegen. Eigentlich sollte an der Schleuse seit vorigem Jahr gebaut werden, es habe aber bei der Ausschreibung Verzögerungen gegeben, sodass "unser Terminplan nicht aufging". Der Störmthaler See soll übrigens im nächsten Jahr seinen endgültigen Wasserstand erreichen. Ebenfalls 2011 will die LMBV mit dem Auslaufbauwerk in die Kleine Pleiße beginnen.

Die geplante Bauzeit reicht von August 2011 bis April 2012. Kostenpunkt: 200000 Euro. Über die neue Verbindung soll das überschüssige Wasser von Markkleeberger und Störmthaler See abgeleitet werden.

Auch an früheren Veredlungsstandorten gehen die Arbeiten weiter. In Espenhain wird seit Oktober für 775000 Euro eine weitere Fläche im Industrie- und Gewerbepark saniert. Und in Deutzen sollen Fundamente beseitigt werden, um die Voraussetzung für eine Vermarktung zu schaffen.

Frank Prenzel

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Paragraf-vier-Mittel

Mit dem Paragraf-vier-Topf der Bergbausanierung, der sich lediglich aus Mitteln des Freistaates Sachsen speist, soll die Folgelandschaft attraktiver gemacht werden. Eines der auffälligsten Projekte, das damit finanziert wird, ist die schwimmende Kirche Vineta. Das Bauwerk auf dem Störmthaler See, das im November an seine Ankerstelle gezogen wurde, soll an die überbaggerte Magdeborner Kirche erinnern. "Bis zur Übergabe an die Gemeinde Großpösna stehen noch Prüfungen und Abnahmen von Sachverständigen und der Unteren Wasserbehörde aus", sagt LMBV-Sanierungsbereichschefin Grit Uhlig.
Weit gediehen ist auch der Bergbau-Technik-Park an der A38. Nach dem Winter sind laut LMBV noch der Parkplatz und Wege zu bauen, auch ein Spielplatz soll an der musealen Einrichtung entstehen. Außerdem stehen die Pflanzarbeiten aus. Die Eröffnung des Parks mit Absetzer und Bagger ist im Mai geplant. Ein weiteres Großprojekt ist der sogenannte Kurs 1, der nun im Frühjahr eröffnet werden soll und es ermöglicht, zwischen Leipziger Stadthafen und Cospudener See hin und her zu schippern. Für Uhlig war er im vorigen Jahr ein Sorgenkind, denn eine Baufirma meldete Insolvenz an, so dass der Auftrag zur Probsteiweg-Brücke neu vergeben werden musste - abgesehen vom politischen Gegenwind zum Kurs 1 (die LVZ berichtete). Zeitverzug gab es laut Uhlig auch bei der Schiffbarmachung der Pleiße zwischen Agra-Wehr und Connewitzer Wehr. Die Schleuse am Connewitzer Wehr sei inzwischen aber weitestgehend fertiggestellt. Nach einem Probebetrieb werde sie der Stadt Leipzig übergeben.
Auch der Bau der Kanupark-Schleuse, damit zwischen Markkleeberger und Störmthaler See Boote verkehren können, ist ein Paragraf-vier-Schwergewicht. Deutlich kleinere Brötchen werden auf der Halde Trages gebacken. Hier will die LMBV in diesem Jahr noch 300 Meter des Wegenetzes auf Vordermann bringen, nachdem sie im vorigen Jahr bei Thierbach einen Parkplatz und einen Weg zur Halde errichten ließ.
In Pegau schließlich ist die Sanierung der Angerstraße, der ehemaligen Zufahrt zum Tagebau Profen-Nord, geplant. Uhlig: "Ab April wird auf einer Länge von 430 Metern mit dem grundhaften Ausbau begonnen." Dazu zählen neue Schmutz- und Regenwasserleitungen, die in die Straße kommen.


© LVZ-Online, 24.01.2011, 11:54 Uhr

Talsperrenverwaltung lässt wieder Bäume auf Leipzigs Deichen fällen

Matthias Puppe

Leipzig. Auf den Leipziger Deichen sollen in den kommenden Tagen erneut Bäume entfernt werden. Wie es in einer Mitteilung der Landestalsperrenverwaltung vom Montagvormittag heißt, kommt die Motorsäge an den Stellen der etwa 60 Kilometer langen Hochwasserschutzanlagen zum Einsatz, wo bei einem Versagen eine Gefährdung für die Bevölkerung bestehe. "Damit bereiten wir uns schon jetzt auf ein kommendes Hochwasser in Leipzig vor. Wir wollen so die gefährdeten Leipziger Stadtteile besser vor Hochwasser schützen", wird der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung, Dr. Hans-Ulrich Sieber, im Schreiben zitiert.

Die Talsperrenverwaltung reagiere mit den angekündigten Arbeiten auf das inzwischen wieder etwas zurückgegangene Hochwasser am Anfang des Jahres, bei dem einzelne Schwachstellen an den Deichen provisorisch und unter teilweise erheblichem Personal- und Materialaufwand gesichert werden mussten. "Wie sich in den letzten Tagen gezeigt hat, kann im Wurzelbereich von Bäumen verstärkt Sickerwasser durch den Deich strömen", heißt es weiter aus der Landestalsperrenverwaltung. Umstürzende Bäume können nach Meinung der Experten mit ihren Wurzelballen große Krater in den Deich reißen. Damit gehe die Standsicherheit der Deiche verloren.

Schon in der vergangenen Woche hatte der Leiter der Talsperrenverwaltung Untere Pleiße, Axel Bobbe, eine Erneuerung der Hochwasserschutzanlagen in Leipzig gefordert und neben den Bäumen auf den Deichen vor allem auch fehlende Deichverteidigungswege moniert. Bobbe war dafür vom Umweltschutzverband "Leipziger Ökolöwe" heftig kritisiert worden.

Die geplanten Fällungen seien nun mit den Naturschutzbehörden abgestimmt worden, eine ökologische Baubegleitung zugesichert, hieß es am Montag aus der Landestalsperrenverwaltung. Als naturschutzrechtlicher Ausgleich seien Projekte der Wiedervernässung und Reaktivierung der nördlichen Aue in Leipzig angedacht.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 13. Januar 2011 (Printausgabe, Seite 17)
© Leipziger Volkszeitung

"Das ist sehr heftig"

Neue Hochwasserwarnung: Am Elsterbecken werden Bäume gefällt, um Deiche zu stabilisieren

In Leipzig spitzt sich die Hochwassergefahr wieder zu: An zwei Bauabschnitten versuchen Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks, Deichstücke mit insgesamt 1270 Metern Länge zu stabilisieren, an denen zunehmend mehr Sickerwasser austritt. Im Erzgebirge und im Vogtland baut sich unterdessen eine neue Hochwasserwelle auf, die am Freitag und Sonnabend im Stadtgebiet erwartet wird.
Axel Bobbe saß gestern mit sorgenvoller Mine im Neuen Rathaus, wo in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz die neue Hochwasserlage erläutert wurde. Anlass war eine neue Warnung, die das Landeshochwasserzentrum gestern um 13 Uhr für die Weiße Elster und ihre Nebenflüsse herausgegeben hatte. "Im Bergland werden Regenmengen von 40 Millimeter je Quadratmeter erwartet", fasste der Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung die Lage zusammen. "Zusätzlich kommt es in Höhenlagen oberhalb von 400 Metern zu starkem Tauwetter, durch das weitere 60 Millimeter zusammenkommen können. Und das, obwohl die Pegel ohnehin schon hoch sind. Das ist sehr heftig."

Dass die Wassermassen über die Deiche schwappen können, schloss Bobbe allerdings aus. Aber der Druck auf die Erdwälle wachse weiter und diese würden dadurch weiter aufgeweicht. Auf die Frage, was geschehen könnte, wenn die beiden leckenden Bereiche zwischen Nahle-Wehr und Hans-Driesch-Straße brechen, sagte Bobbe: "Der Deich ist dort fast drei Meter hoch. Eine Flutwelle würde sich nach Lindenau und Leutzsch bewegen und dort mehrere hundert Häuser unter Wasser setzen." Zu einem Deichbruch dürfe es aber auf keinen Fall kommen. Notfalls müsse der Druck auf die Deiche gemindert werden, indem Wasser der Weißen Elster in den Zwenkauer See geleitet wird. "In Kleindalzig sind die dafür erforderlichen Sprenganlagen vorbereitet", so Bobbe. Derzeit sei die Flutung des Sees aber "nicht im Bereich des Greifbaren". Denn intern sei festgelegt, dass die Sprengung nur bei der Alarmstufe 4 erfolgt, die einer Hochwasserkatastrophe entspricht. "Bei einer Hochwasserkatastrophe droht der Leipziger City ein Schadenspotenzial von mindestens 300 Millionen Euro", so Bobbe. Deshalb wäre dann auch die Flutung des Zwenkauer Sees gerechtfertigt. "Derzeit ist für die Weiße Elster aber nur die Alarmstufe 3 avisiert."

Die in der Nacht zum Mittwoch an den beiden leckenden Deichabschnitten begonnenen Baumfällungen (die LVZ berichtete) gingen gestern mit Hochdruck weiter. Nördlich der Hans-Driesch-Straße wurde eine Fläche von 0,64 Hektar gerodet - auf dem Deich sowie einem fünf Meter breiten Deichverteidigungsweg, über den Helfer mit schwerer Technik vor Ort gelangen können. Für den Streifen wurden 250 Festmeter Holz eingeschlagen; auf dem Deich weitere 650. "Das ist eine Sofort-Unterhaltung, die dringend notwendig ist", begründete Umwelt-Amtsleiterin Freifrau von Fritsch die umstrittene Aktion. Für die Abholzungen sei eine "ökologische Baubegleitung" organisiert worden. Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) erklärte, notfalls seien auch vier Millionen Sandsäcke verfügbar. Der Deutsche Wetterdienst in Holzhausen teilte auf Anfrage mit, dass auch in Leipzig längerer Regen erwartet wird. Die 48-Stunden-Prognose gehe von einen Dauerregen aus, bei dem insgesamt 15 bis 20 Millimeter Niederschlag je Quadratmeter fallen werden.

Andreas Tappert

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 11. Januar 2011 (Printausgabe, Seite 15)
© Leipziger Volkszeitung

"Aufgeweicht wie Pudding"

Weil die hohen Pegelstände ungewöhnlich lange anhalten, wächst Druck auf Leipzigs Deiche

Leipzig muss sich auf ein langes und entsprechend riskantes Hochwasser einstellen. Dadurch wächst nach Ansicht von Experten die Gefahr, dass die Deiche dem Wasserdruck nicht standhalten. Einzelne Sickerstellen könnten sich dann zu Deichbrüchen entwickeln, heißt es.
"An der Pleiße werden wir die ganze Woche die sehr hohen Wasserstände haben", kündigte Axel Bobbe, Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung, gestern auf einer Pressekonferenz im Neuen Rathaus an. Durch den ständigen Druck des anstehenden Wassers würden die Deiche "aufgeweicht wie Pudding". Dieses Problem existiere nicht nur hier und da, sondern an kilometerlangen Deichstrecken. "Nur drei Kilometer der Deiche in Leipzig sind nach dem letzten Hochwasser im Jahr 2002 neu entstanden", skizzierte Bobbe die Situation. "Rund 30 Kilometer stammen dagegen aus den 1930er- und 1940er-Jahren." Viele seien mit starken alten Bäumen bestanden, deren Wurzelwerk die Deiche zusätzlich schwäche.

Um dieser Gefahr zu begegnen, lässt die Stadt derzeit auf allen Deichen rund um die Uhr so genannte Deichläufer patrouillieren - die sofort Alarm schlagen sollen, wenn sich undichte Stellen zeigen. "Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor", betonte Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke). "Wir haben 20000 zusätzliche Sandsäcke angefordert und außerdem auch noch Beleuchtungsmittel für die Nacht." An der Ausgabestelle bei der Freiwilligen Feuerwehr Böhlitz-Ehrenberg werde interessierten Eigentümern auch demonstriert, wie sie mit Sandsack-Verbauen ihre Türen und Kellerschächte schützen können.

Bobbe betonte, dass die Pleiße nur deshalb kontrolliert werden könne, weil bislang lediglich die Hälfte ihres Wassers nach Leipzig gelassen wurde. "Wir haben 16 Millionen Kubikmeter Wasser in Talsperren gespeichert", so der Experte. Das gesamte Fassungsvermögen betrage dort 65 Millionen Kubikmeter. "Wir haben also noch Reserven für eine zweite Hochwasserwelle."

Der Pegel der Weißen Elster wird ebenfalls sehr genau beobachtet. "In Gera stagniert das Hochwasser auf hohem Niveau", so Bobbe gestern Abend. "Das Wasser, das dort jetzt fließt, ist in 24 Stunden bei uns."

Um die Situation zu entspannen, seien auch im Nahle-Auslassbauwerk vier von 16 Wehrtafeln geöffnet und so die Burgaue geflutet worden. "Damit haben wir Druck von den Nahle-Deichen genommen und dort den Wasserpegel um etwa 20 Zentimeter verringert." Von den tausend Hektar der flutbaren Burgaue stünde jetzt "ein Drittel" unter Wasser. Außerdem gebe es mit dem Speicherbecken Borna ein Tagebau-Restloch, das geflutet werden könne, wenn der Pegel der Pleiße steigt. "Im Katastrophenfall wäre auch noch die Flutung des Zwenkauer Sees möglich", so Bobbe. "Aber das ist derzeit überhaupt nicht in greifbarer Nähe." Dort könnte durch die Sprengung eines Deiches die Weiße Elster entlastet werden.

Weil das Nahle-Auslassbauwerk teilweise geöffnet ist, stehen die Bundesstraße 186 und der Reiterhof Schlobachshof unter Wasser. 22 Reitpferde haben "Asyl" in den Stallungen der Galopprennbahn im Scheibenholz suchen müssen. Da dort sonst kaum mehr als 20 Vierbeiner die reichlich vorhandenen Boxen füllen, war noch viel Platz in dieser Bleibe. "Das Wasser steht in den Pferdeställen von Schlobachshof zehn bis 15 Zentimeter", so Karl-Heinz Schneider, Leiter der Branddirektion Leipzig. Die dort lebende Familie wollte aber weiter auf dem Hof bleiben. "Wir haben deshalb die Energieversorgungsstation mit Sandsäcken geschützt."

Entwarnung gab gestern nur das Amt für Umweltschutz. Die natürliche Flutung sei für den Auwald positiv, versicherte Amtsleiterin Angelika Freifrau von Fritsch. "Das Hochwasser findet zu einer Jahreszeit statt, die dem Auwald sehr entgegenkommt." Durch die Bodenerosion würden zwar auch viele Wege in Mitleidenschaft gezogen, "aber für die Tierwelt und die Mikroorganismen ist das sehr gut". Die vorsorglich gesperrt Gustav-Esche-Straße wurde gestern gegen 17 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.

Andreas Tappert, Thomas Mayer

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© LVZ - Standpunkt

Verfeinern und perfektionieren

Von Andreas Tappert

Es deutet vieles darauf hin, dass Leipzig beim aktuellen Hochwasser mit einem blauen Auge davonkommen wird. Doch der Schreck sollte ausreichen, um die Umweltschützer wieder mit den Experten der Landestalsperrenverwaltung zusammenzubringen. Leipzigs Deiche dürfen nicht wie Pudding aufweichen, wenn bei einem schneereichen Winter besonders viel Schmelzwasser in die Stadt schwappt. Wer das riskiert, handelt fahrlässig.
Die aktuelle Entwicklung zeigt allerdings auch, dass Sachsens Krisenmanagement im Hochwasserfall ziemlich gut funktioniert. Die Landestalsperrenverwaltung kontrolliert und dosiert verantwortungsvoll. Und die Sicherheitsreserven, die mit dem Talsperrennetz geschaffen wurden, sind offenbar ihr Geld wert. Dieses System darf auf keinen Fall den Sparzwängen im Freistaat geopfert werden. Im Gegenteil, es muss verfeinert und perfektioniert werden. Das erkennt in Tagen wie diesen jeder.

eMail: a.tappert@lvz.de


Quelle: http://nachrichten.lvz-online.de/
© LVZ-Online, 10.11.2010, 14:26 Uhr

Sachsen will nationale Hochwasser-Schutztagung

dpa

Dresden. Sachsen möchte den Hochwasserschutz stärker als nationale Aufgabe ins Blickfeld rücken. Auf der bevorstehenden Umweltministerkonferenz am Donnerstag und Freitag in Dresden soll der Bund gebeten werden, eine Hochwasser-Konferenz der betroffenen Länder einzuberufen, sagte der sächsische Ressortchef Frank Kupfer (CDU). "Wir halten es für wichtig, dass sich die Länder absprechen, was man einheitlich beim Hochwasserschutz tun kann." Gleiches gelte für den Bund bezüglich der Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Im Kern geht es Sachsen um das Risiko-Management.

Hochwasserportale besser abstimmen

Kupfer zufolge müssen die Länder ihre Hochwasserportale besser aufeinander abstimmen. Jeder habe bisher sein eigenes System mit Messwerten. Dies sei nicht immer vergleichbar und stelle vor allem Kommunen an den jeweiligen Landesgrenzen vor Probleme. "Zumindest sind einheitliche Standards für einzelne Flussgebiete wünschenswert." Kupfer schlug dem Bund vor, bei Verwaltungsabkommen zur Braunkohlesanierung Tagebau-Restseen als Stauraum in den Hochwasserschutz einzubeziehen. Er verwies auf den Berzdorfer See bei Görlitz, der beim Hochwasser im August nach einem Dammbruch die Fluten der Neiße aufnahm. "Sonst hätte es für Görlitz schlimmer ausgesehen."

Sachsen sei beim Hochwasserschutz auch nach Abschluss der gegenwärtigen Förderperiode auf finanzielle Hilfe der EU angewiesen. Nach der Jahrhundertflut 2002 habe der Freistaat Schutzkonzepte mit insgesamt 1600 Einzelmaßnahmen aufgestellt. "Das alles hat ein Finanzvolumen von zwei Milliarden Euro und ist eine Generationenaufgabe." Bis 2015 wolle Sachsen die Hälfte davon geschafft haben. "Wir müssen aber an die Zeit danach denken. Die Bundesregierung muss diesen Aspekt bei ihren Verhandlungen in Brüssel berücksichtigen." Die jüngsten Hochwasser im August und September hätten die Notwendigkeit dafür noch einmal vor Augen geführt.

Kupfer appellierte auch an die Vernunft der Anwohner in Flussgebieten. "Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, wonach die Sensibilität der Bevölkerung sieben Jahre nach einer Naturkatastrophe wieder die gleiche ist wie vor dem Ereignis." Trotz einschneidender Erfahrungen gebe es mancherorts Widerstand gegen Schutzmaßnahmen. "Der Abfluss von Mitteln in Hochwasserschutzprojekte könnte besser sein, wenn wir nicht die Klagen und Widersprüche hätten und einfach bauen könnten." Als Beispiel nannte der Minister die Stadt Roßwein. "Dort wehrt man sich partout gegen alles. Die wollen kein Rückhaltebecken, keine Hochwasserschutzmauer, die wollen gar nichts."


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© Sächsische Zeitung - Dienstag, 26. Oktober 2010

Tillich plädiert für mehr Eigenvorsorge

Über 98 Prozent der sächsischen Haushalte können unkompliziert gegen Elementarschäden versichert werden.

Dresden. Freistaat und Versicherungswirtschaft wollen die Sachsen für noch mehr Selbstvorsorge vor Naturkatastrophen sensibilisieren. Das hat Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) am Dienstag nach einem Treffen mit Versicherern in Dresden angekündigt. Nach Angaben der Versicherer könnten sich 98,3 Prozent der Haushalte unkompliziert gegen Elementarschäden wie Hochwasser absichern. Für 17.000 Wohngebäude sei dies dagegen sehr schwierig, weil sie in besonders gefährdeten Gebieten stehen. Dort müssten individuelle Lösungen gefunden werden. Dennoch gebe es auch in Zukunft Gebäude, für die keine wirtschaftlich sinnvolle Lösung angeboten werden könne.

Ihn hätten diese Angaben nach den Hochwasser-Schadensmeldungen vom August und September überrascht, sagte Tillich. "Dort, wo die Möglichkeit besteht, sollte Vorsorge getroffen werden, sowohl baulich wie auch versicherungstechnisch", appellierte er erneut. Was das für staatliche Hilfen bei künftige Naturkatastrophen bedeutet, ließ Tillich offen. Für so eine Kommentierung sei es noch zu früh.

Grundlage für die Einschätzung zu den Versicherungsmöglichkeiten ist eine Einteilung des Landes nach Gefährdungsklassen, erläuterte Peter Meier vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Nach Angaben der Versicherer sind die Sachsen bereits besser abgesichert als im Bundesdurchschnitt üblich - dennoch solle der Anteil noch einmal erhöht werden. Für 40 Prozent der Wohngebäude im Freistaat gibt es demnach eine Elementarschadenversicherung, im Bundesdurchschnitt sind es 26 Prozent. Der Anteil in Sachsen sei regional sehr unterschiedlich, es gebe Gegenden mit bis zu 80 Prozent.

Tillich kündigte Gespräche mit Baufinanzierern an. In besonders gefährdeten Gebieten sollten für Bauvorhaben keine Kredite mehr gewährt werden, schlug der Regierungschef vor. Laut Sparkassenverband würden sich derzeit nur 20 Prozent der Häuslebauer gegen Elementarschäden versichern, bemängelte er. Zu klären sei noch, wie besonders bedürftigen Hausbesitzern in Problemgebieten geholfen werden könne, die Versicherungsprämien zu zahlen.

Überflutungen nach tagelangem Dauerregen hatten im August und September vor allem in Ostsachsen und der Chemnitzer Region einen Schaden von schätzungsweise 940 Millionen Euro verursacht. Sachsen hat deswegen bei der EU finanzielle Hilfe beantragt. Nach den beiden jüngsten Hochwassern hatte es wiederholt Klagen von Hausbesitzern gegeben, die angaben, nach der Jahrhundertflut von 2002 keine Versicherung mehr bekommen zu haben.

(dpa)

Quelle: http://nachrichten.lvz-online.de/
© LVZ-Online, 13.08.2010, 14:01 Uhr

Hochwasser der Weißen Elster erreicht Leipzig - Starker Regen am Sonntag erwartet

Antje Henselin-Rudolph

Leipzig. Das Wasser kommt. Wie Uwe Büttner vom Landeshochwasserzentrum in Dresden am Freitag auf Anfrage bestätigte, steigt der Pegel der Weißen Elster, die auch durch Leipzig fließt, langsam aber stetig. "Wir erwarten am letzten Pegel vor Leipzig in Kleindalzig im Verlauf des heutigen Tages das Erreichen der Hochwasserwarnstufe zwei", so Büttner am Freitag.

Ursache dafür sind die Niederschläge vom Donnerstag sowie neue Regenfälle, die sich für den weiteren Verlauf des Tages ankündigen. "Vom Süden her zieht heute ein Regengebiet über die Region Leipzig-Halle", erklärte Hans-Jürgen Langner vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig am Freitag. "In westlicher Richtung ist mit Dauerregen zu rechnen, der sich kurzzeitig in starke Regengüsse verwandeln kann. Für Ostsachsen erwarten wir starke Schauer und Gewitter." In der Nacht könnten Regenmengen von 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter erreicht werden. Unwetterwarnungen seien nicht ausgeschlossen.

Zwar beruhige sich die Wetterlage am Samstag vorübergehend. Doch bereits in der Nacht zu Sonntag sei erneut starker Regen mit bis zu 30 Litern pro Quadratmeter möglich. "Es ist allerdings noch unklar, wohin das dafür verantwortliche Tiefdruckgebiet ziehen wird", so der Meteorologe. "Da allerdings von Osten her warme Luft einströmt, ist in jedem Fall mit teilweise kräftigen Gewittern zu rechnen."

Für die Weiße Elster bedeutet das Wettergeschen ab sofort ein Ansteigen des Pegels. "Wir messen in Zeitz derzeit einen Durchfluss von 140 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, Tendenz steigend", sagte Axel Bobbe, Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung am Freitag auf Anfrage. Von diesem Messpunkt aus benötige das Wasser etwa 15 Stunden bis nach Leipzig.

"Wir sind daher auf alles vorbereitet", so Bobbe. "Die Flussmeisterei ist Tag und Nacht im Einsatz." Aktuell sei bereits die Brückenstraße gesperrt worden. "Erreicht der Durchfluss 90 Kubikmeter pro Sekunde, schließen wir das Wehr in Knauthain. Dann fließt das Wasser durch das Elsterhochflutbett, am Cospudener See vorbei, über die Brückenstraße, durch Kleinzschocher und unter der Brücke am Schleußiger Weg durch zum Palmgartenwehr. Dort vereinigt sich das Wasser mit der Pleiße und fließt wieder in die Weiße Elster." Die verlaufe anschließend durch das Elsterflutbecken.

Für die Innenstadt und das Palmgartenwehr bestünde aller Voraussicht nach kein Handlungsbedarf. "In der Stadt ist alles für einen Durchfluss bis zu 600 Kubikmeter pro Sekunde ausgebaut. Wenn wir am Palmgartenwehr alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, können dort sogar noch etwas mehr durchfließen", so der Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung.

Reguliert werde bereits am Luppewehr, das sich am Ende des Elsterflutbeckens befindet. "Wir versuchen über dieses Wehr, den Pegelstand im Elsterflutbecken immer gleich hoch zu halten. Daher bekommen die Leipziger von einem möglichen Hochwasser auch nicht viel mit", erklärte Axel Bobbe. "Das lässt sich dann lediglich an der Fließgeschwindigkeit und der durchfließenden Menge festmachen."

Eine weitere Möglichkeit, das Fließen des Wassers zu beiinflussen, bestünde zudem in Höhe des Auensees. "Dort steht das Nahleauslaufwehr, mit dem wir bei Bedarf die Burgaue fluten können. Das kommt aber nur bei einem großen Hochwasser in Frage - statistisch gesehen so aller 25 bis 50 Jahre", so der Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung weiter. "Davon kann aktuell keine Rede sein."

Dennoch ist auch das städtische Amt für Umweltschutz auf alles vorbereitet. "Die Kollegen waren heute Morgen draußen und haben sich ein Bild von der Lage verschafft", sagte Amtsleiterin Angelika Freifrau von Frisch auf Anfrage. Eine regelmäßige Kontrolle der Deiche erfolge ab Erreichen der Hochwasserwarnstufe zwei. "Wir befinden uns natürlich in Bereitschaft und im ständigen Kontakt mit der Landestalsperrenverwaltung."

Laut von Frisch haben die Leipziger die Möglichkeit, sich im Internet unter www.umwelt.sachsen.de über die jeweils aktuelle Lage zu informieren. "Insbesondere bei Straßensperrungen informieren wir außerdem über die Medien", so die Amtsleiterin. Die Einrichtung eines Notfalltelefons sei im Moment nicht geplant. Das sei eine Maßnahme für den Katastrophenfall.

Leipziger Hausbesitzer, die aktuell noch mit dem schnellen Abschluss einer Versicherung gegen Hochwasserschäden liebäugeln, haben übrigens Pech. Zwar sei es jederzeit möglich, einen solchen Zusatz zur Wohngebäudeversicherung zu beantragen, erklärte Christian Lübke, Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), gegenüber LVZ-Online. "Es ist allerdings ausgeschlossen, dass so ein Antrag noch vor einem möglichen Hochwasser am Wochenende bearbeitet wird. Der Versicherungsschutz greift in der Regel ohnehin erst mit der Zahlung der ersten Prämie."


Hochwasser-Gefahrenkarten für Schleußig (Stadt Leipzig)
durch den Flusslauf der Weißen Elster


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 17. November 2006 (Printausgabe, Seite 19)
© Leipziger Volkszeitung

Große Teile Leipzigs gehen baden

Was ein Jahrhunderthochwasser anrichten würde /
Behörde legt Überschwemmungsgebiete fest

Zehntausende Leipziger leben demnächst offiziell im Überschwemmungsgebiet – und dürften davon trotz weit reichender Folgen kaum etwas wissen. Große Teile von Leutzsch, Schleußig und des Bachviertels sowie kleinere Teile von Böhlitz-Ehrenberg und Lützschena würden im Falle einer Flutkatastrophe, wie sie einmal in hundert Jahren wahrscheinlich ist, unter Wasser stehen. Das ermittelte das Regierungspräsidium auf Basis der geographischen Daten und der bestehenden Schutzkonzepte (die LVZ berichtete).
Pistorisstraße in Schleußig, Otto-Schmiedt-Straße in Leutzsch, ein Teil des Zoos und der Ferdinand-Lasalle-Straße – bis zum Nikischplatz und dem Innenstadtring wird das Wasser kommen. Flurstücksgenau ist auf den Gefahrenkarten im Maßstab 1:2500 zu sehen, wie weit die Flut reichen würde. Die Blätter liegen vom 4. bis 18. Dezember im Umweltamt zur Einsicht aus. Ein Einspruchsrecht gegen die Feststellung dieser Daten gebe es nicht, sagt Abteilungsleiterin Gabriele Aegerter. Zum Jahresende erlangten die Karten Rechtskraft. Auch die Überschwemmungsgebiete an Pleiße und Parthe sind erfasst. Laut Sächsischem Wassergesetz sind dann neue Baugebiete in den Bereichen untersagt. Die Bewohner müssen auch selbst Vorsorge treffen gegen ein Hochwasser. Hausbesitzer seien verpflichtet, "die Grundstücke den möglichen Gefährdungen von Mensch, Umwelt oder Sachwerten durch Hochwasser anzupassen", steht im Gesetz. Gleichzeitig regelt es, dass bauliche Anlagen weder errichtet noch wesentlich geändert werden dürfen. Der Freistaat verbietet zugleich, Mauern, Wälle oder Ähnliches bei Überschwemmungen quer zur Fließrichtung aufzustellen. Den Grundstücksbesitzern wird ferner nicht gestattet, wassergefährdende Stoffe bei sich zu lagern, Baum- und Strauchpflanzungen vorzunehmen sowie Grün- in Ackerland umzuwandeln. "Die Untere Wasserbehörde kann im Einzelfall Ausnahmen von diesen Regeln zulassen", so Aegerter.
Ab Januar 2008 seien die Überschwemmungsgebiets-Karten auch im Liegenschaftskataster hinterlegt, erläutert sie das Prozedere. Zwar waren bereits kurz nach der Flutkatastrophe im Jahr 2002 erste Gefährdungskarten erstellt worden, die jetzigen gingen aber deutlich weiter und umfassten deutlich mehr bewohnte Teile, erläutert Dietmar Richter von der Wasserbehörde. Die Karten zeigten den Ist-Zustand und berücksichtigten nur bereits laufende Deichbaumaßnahmen, erläutert er. Zuständig dafür sei jedoch in erster Linie der Freistaat mit seiner Landestalsperrenverwaltung.
Die hatte bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Stadt derzeit nur sicher sei bis zu einem so genannten 50-jährigen Hochwasser mit 300 Kubikmeter pro Sekunde, die die Luppe hinunterströmen. Zum Vergleich: Im Winter 2002 war nach der Wende der höchste Pegel in Leipzig gemessen worden. "Da waren es etwa 220 Kubikmeter pro Sekunde, zur Deichkrone fehlte noch etwa ein Meter", so Richter.
Der Freistaat hat sich zwar bekannt, den Hochwasserschutz Leipzigs bis zu einer Fließmenge von 580 Kubikmetern abzusichern, aber dafür müssten knapp 50 Einzelmaßnahmen umgesetzt werden, erläutert Talsperrenchef Axel Bobbe. Weil auch andernorts im Freistaat Hochwasserschutz benötigt werde und Geld knapp sei, rechnet er mit einer Umsetzung in den nächsten 20 bis 30 Jahren. Bobbe: "Das wird eine Generationenaufgabe."
Dabei sind einige Mankos durchaus schnell zu beseitigen. So werde etwa Schleußig vorwiegend deshalb geflutet, weil im Südosten der Villensiedlung am so genannten Räuberwäldchen der Deich zu niedrig sei, so Richter. Leutzsch wiederum geht baden, weil das Hochwasser unter zwei Durchlässen der S-Bahn vom Auwald zurück fließen kann in den Stadtteil. Beide Maßnahme seien jedoch nicht als vordringliche Hochwasserschutzmaßnahme eingeordnet, bestätigt Bobbe. In den nächsten zehn Jahren werde daher dort kaum etwas geschehen. "Es gibt Stellen mit einem noch höheren Gefahrenpotenzial, wie etwa am Klärwerk Rosental". Bobbe hofft, dort im nächsten Jahr den Hochwasserschutz verbessern zu können.
Derzeit lässt die Talsperrenverwaltung den maroden Luppedeich zwischen Gustav-Esche-Straße und Kleingartenanlage Stahmeln in Ordnung bringen. Das südliche Anschlussstück zum Heuweg in Richtung Klärwerk ist bislang das einzige erneuerte in Leipzig.

Jörg ter Vehn

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 6. September 2010 (Printausgabe, Seite 23)
© Leipziger Volkszeitung

Traum vom Wohnen am See

Zwenkauer Architektenmesse ermöglicht ersten Kontakt zwischen Planern und Bauherren

Zwenkau. Das Seebad Zwenkau, der neue Stadtteil rund ums Kap, nimmt langsam Gestalt an. Nach einem Jahr Erschließung sind die Straßen samt Strom- und Wasserversorgung angelegt, was noch fehlt - die Häuser. Wie die in etwa aussehen sollen, davon konnten sich potenzielle Bauherren am Freitagabend bei der Architektenmesse "Bauen am Wasser" des Flächeneigentümers und Standortentwicklers Sächsische Seebad Zwenkau GmbH & Co. KG (SSZ) ein Bild machen.

"Wir haben uns fürs Kap ehrgeizige Ziele gesteckt. Auf 30 Hektar soll am Südufer des Zwenkauer Sees ein hochwertiges, individuelles und flexibles Quartier für alle Lebensbereiche entstehen", erklärte SSZ-Geschäftsführer Jürgen Kurth. Schließlich wird der neue Stadtteil das alte Zwenkau mit dem See verbinden und vom Wasser die Visitenkarte der rund 9000 Einwohner zählenden Kommune sein. "Deshalb ist uns eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität genauso wichtig, wie eine umfassende Beratung der angehenden Bauherren", betonte Kurth. Ein wichtiger Baustein, um diese Ziele, vor allem aber das entscheidende - den Verkauf der Grundstücke - zu erreichen, war die Architektenmesse, die im Rahmen des sächsischen Architektursommers stattfand.

Insgesamt 37 Architekturbüros und Arbeitsgemeinschaften haben an dem mit der Architektenkammer Sachsen abgestimmten Ideenwettbewerb teilgenommen. Ihnen blieben genau fünf Wochen, um ihr Konzept dem Preisgericht unter Vorsitz von Winfried Sziegoleit vom Bund der Architekten vorzulegen. Die Vorgaben waren durch den gültigen, Ende Juli geänderten Bebauungsplan der Stadt und das von der SSZ erarbeitete Qualitätshandbuch (die LVZ berichtete) klar definiert. Zur Wahl standen drei beispielhafte Grundstücke mit bis zu zwei Einheiten für Wohnen und Gewerbe in drei - Seeblick, Terrassen über dem Wasser, Höfe am See - von neun Quartiersbereichen. Was sie eint ist die besondere Lage am künftig mit 970 Hektar größten See des südlichen Neuseenlandes, was sie unterscheidet - die Größe und die spezifische Geländeform. So ist zum Beispiel bei den Terrassen ein Höhenunterschied von 2,50 Meter auszugleichen, bei den Höfen eine Art Reihenhausbebauung mit geringem Grünanteil vorgesehen.

"Die eingereichten Arbeiten hatten alle ein erfreuliches Niveau", urteilte Sziegoleit. Dennoch hob die Jury in den drei Kategorien je zwei Entwürfe mit besonderen Anerkennungen hervor. Eine davon, für den Grundstückstyp A freistehendes, großzügiges Einfamilienhaus im Seeblick, holten die Architekten Rüdiger Sudau und Ralf Traub. Ihr Entwurf zeichnet sich durch klare, sachliche Formen aus: ein schwebender Holzkubus über einer filigranen Stahlkonstruktion. Übrigens ein Konzept, das sich in abgewandelten Formen und Materialien mehr oder weniger durch alle Wettbewerbsbeiträge zieht. "Für uns war es eine gute Gelegenheit das umzusetzen, was wir seit Jahren im Kopf hatten. Jetzt wäre es natürlich toll, wenn wir das Haus auch bauen könnten", betonte Sudau. Denn für interessierte Bauherren bieten die Wettbewerbsergebnisse nur einen ersten Eindruck von den gestalterischen Möglichkeiten. Bei Gefallen können sie Kontakt zu ihrem favorisierten Architekturbüro aufnehmen, und anhand ihrer konkreten Situation - Alter, Familie, Beruf - ihren Traum vom Haus am Zwenkauer See wahr werden lassen.

"Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen", sagte Benedikt Kahlstadt, bei der SSZ zuständig für Liegenschaften und Marketing. Er betreut die Eigentümer der beiden bislang verkauften Grundstücke sowie die 30 potenziellen Bauherren, für die eine Reservierung eingetragen ist. "Wer nach Inspirationen für sein Traumhaus am See sucht, der kann die 37 Entwürfe noch bis mindestens Mitte Oktober am Zwenkauer Hafen unter freiem Himmel sehen", versicherte Kahlstadt. Bürgermeister Holger Schulz, der sich begeistert von den "traumhaften, innovativen Ideen" zeigte, hatte am Freitag nur noch einen Wunsch: "Ich hoffe, dass sich viele Zwenkauer die Ausstellung anschauen und sich anstecken lassen."

Ulrike Witt

Impressionen des Architektenwettbewerbs:

Kap 1

Kap 2

Kap 3

Es bleibt nur zu hoffen, dass der Hochwasserschutz von 2 Meter über dem zu erreichenden Endpegel des Zwenkauer Sees gewährleistet wird.

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Informieren Sie sich:

  • Pläne (Übersichtsplan/B-Plan/Parzellenpläne)
  • Architektenmesse Kap Zwenkau – Bauen am Wasser
    Ideenwettbewerb Stand: 09.06.2010

Quelle: http://nachrichten.lvz-online.de/
© LVZ-Online, 02.08.2010, 16:05 Uhr

Wasser der Weißen Elster stellt Flutung des Zwenkauer Sees sicher

Nora Ernst

Leipzig. Der Zwenkauer See soll künftig mit Hilfe der Weißen Elster geflutet werden. Ursprünglich war dafür das Wasser aus den Tagebauten Profen und Schleenhain der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mibrag) vorgesehen. Schleenhain erwies sich jedoch als ungeeignet für die Flutung. "Das Wasser hat den Ansprüchen nicht genügt, um eine neutrale Wasserqualität zu erreichen. Es hat ein zu hohes Versauerungspotential", sagte Bernd Stephan Tienz, Planungsleiter für Mitteldeutschland bei der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Aus diesem Grund wird künftig Wasser aus der Weißen Elster eingeleitet. Die LMBV hatte einen entsprechenden Antrag gestellt, der am Montag von der Landesdirektion Leipzig bewilligt wurde.

Allein mit dem Wasser aus Profen hätte das ursprüngliche Ziel, die Flutung bis 2013 zu beenden, nicht erreicht werden können. In diesem Fall hätte der See frühestens 2016 seinen Endpegel erreicht, so Tienz. Klaus Häfner von der Landesdirektion Leipzig sagte: "Der Nutzungsdruck in der Region ist groß, deshalb wurde nach Alternativen gesucht."

Für die Weiße Elster ergeben sich aus den Neuerungen keine Nachteile, da nur ab einem bestimmten Pegelstand Wasser abgeführt wird. "Die Ableitung wird nur stattfinden, wenn der Fluss mindestens acht Kubikmeter Wasser pro Sekunde führt. Gerade im Sommer ist der Pegel niedrig, da soll die Elster nicht noch zusätzlich belastet werden", so Häfner.

Laut Karl Heyde vom Nabu Leipzig e.V. wird der Zwenkauer See von der Zufuhr profitieren: "Momentan ist er noch extrem sauer. Durch das Wasser aus der Elster wird der ph-Wert neutraler." Sobald das notwendige Einleitungsbauwerk fertig gestellt ist, wird der See zudem als Hochwasserspeicher dienen. Sollte es dann im Bereich des Flusses zu einem Anstieg des Pegels kommen, könnte das Wasser geordnet in den See abgeleitet werden. Der Bau des Werkes soll im Mai 2012 beendet sein.

Der Zwenkauer See ist Teil des Leipziger Neuseenlands und befindet sich südlich des Cospudener Sees. Nach dem Ende des aktiven Bergbaus im Jahr 1999 wurde das verbliebene Tagebauloch ab 2007 geflutet. Bei seiner Fertigstellung Ende 2013 wird er mit knapp zehn Quadratkilometern Fläche das größte Gewässer im Südraum sein. An seinen Ufern sollen neben einem Badestrand auch ein Wassersportzentrum sowie ein Hafen entstehen.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 17. August 2010
© Leipziger Volkszeitung

Land unter

Leipzig und seine Bewohner kämpften 1954 gegen die Hochwasserkatastrophe

Überall in der Stadt sind Boote unterwegs. Auf Straßen und Nebenwegen. Ohne Gummistiefel oder Fischerhosen ist ein trockenes Durchkommen in Leipzig nicht mehr möglich. Wasser. Überall Wasser. Notdürftig eingerichtete Holzbrücken sollen das Überqueren einzelner Straßenzüge ermöglichen. Menschen schleppen ihr gesamtes Mobiliar in höher gelegene Etagen, Haustiere werden in sichere Gegenden "verschifft".

Das Jahrhunderthochwasser im Juli 1954 macht die Stadt Leipzig zu einem Katastrophengebiet. Am 10. Juli nimmt das Unheil seinen Lauf, über die Stadt und die Leipziger Tieflandsbucht bricht eine verheerende Unwetterkatastrophe herein. "Nach tagelangen Regenfällen treten kleine, oft unscheinbare Wasserarme über ihre Ufer und werden mit einem Male zu reißenden Strömen", schreibt Michael Schulze im Leipziger historischen Kalender aus dem Jahr 2004. Dass die Pegelstände steigen würden, ist vielen Bewohnern wegen des heftigen Dauerregens klar, nur das Ausmaß, das sie erwartet, können die wenigsten erahnen.

Für die Kinder aus den Gegenden, die kaum vom Hochwasser betroffen sind, ist das "Land unter" eine Sensation. "Wir sind von Connewitz zur Friedrich-Ebert-Straße gelaufen, um uns das anzugucken", erinnert sich Hans-Volkmar Gaitzsch, der zu der Zeit zwölf Jahre alt ist. "Die Gefahr und die Schäden, die das Wasser angerichtet hat, haben wir damals nicht erkannt." Allein die Tatsache, dass die Straßen nur mit Kähnen passierbar waren, sei für ihn und seine Freunde sensationell gewesen.

Und der Regen nimmt kein Ende. Die Stadt versinkt weiter und tiefer in den Wassermassen. Selbst die Brücken des Elsterflutbeckens drohen einzustürzen. "In den betroffenen Gebieten beginnt ein verzweifelter Kampf mit Eimerketten und Sandsäcken - oft vergebens", beschreiben die Autoren des Buches "Zeitreise - 1200 Jahre Leben in Leipzig" die damalige Situation. Konsum und HO richten in den überfluteten Stadtteilen Sonderverkaufsstellen ein. Informationen über die aktuelle Lage sind zu jeder vollen Stunde vom Oberbürgermeister über besondere Rufnummern zu erfahren. Zugleich warnt das Rathaus davor, "fremdes Eigentum zu plündern, Hamstereinkäufe zu tätigen und den Aufforderungen zur Evakuierung nicht Folge zu leisten", schreibt Schulze im historischen Kalender. Besonders die Landwirtschaft ist vom Hochwasser betroffen. Viele Schaulustige melden sich als freiwillige Helfer, die die Ernte so schnell wie möglich einbringen sollen.

Vom Hochwasser betroffen sind jedoch nicht nur Leipziger. Auch unzählige Gäste aus beiden Teilen Deutschlands kommen nur mit Booten vorwärts: Denn Leipzig richtet in genau diesen Tagen den sechsten deutschen evangelischen Kirchentag aus.

Nach zwei Tagen ist zwar der Hochwasserspuk zum großen Teil vorbei, doch erst jetzt werden die Auswirkungen überall sichtbar. "Den Betroffenen und zahlreichen Helfern bietet sich ein trostloser Anblick", fasst Schulze die Situation zusammen. Das Wasser hat nicht nur unzähliges Eigentum weggespült oder vernichtet, es hinterlässt bei seinem Abzug nun auch noch eine zähe, dreckige Schlammschicht. Die Anwohner helfen sich gegenseitig beim Beseitigen der Schäden, auch vom Hochwasser nicht betroffene Leipziger packen mit an. Sie werden im August mit einer eigens dafür gestifteten Medaille "Für die Bekämpfung der Hochwasserkatastrophe im Juli 1954" geehrt.

Julia Tonne